„Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“ Lukas 10,2b
Der Winter in Südafrika ist für mich mit besonderen Erlebnissen verbunden. Um diese Zeit werden die Maisfelder abgeerntet und die Ernte eingefahren. Weißgelb färben sich die Felder im Licht der untergehenden Sonne. Wunderbar war es als Kind auf dem Anhänger zu sitzen, der bis zum Rand mit frisch geerntetem Mais gefüllt war. Das war ein Erlebnis der Freude und der Fülle. Die Früchte der Ernte werden eingebracht und es zeigt sich, dass die Mühe des Farmers sich gelohnt hat. Erntezeit ist meist eine freudige Angelegenheit.
Darum ist sie ein treffendes Bild für das, was sein wird, wenn das Reich Gottes sichtbar und in Vollendung erscheint. Freude wird sein und Not und Leid haben dann ein Ende. Dann erfüllt sich, worauf wir glaubend gewartet haben.
Auf Gottes große Ernte hat Christus in seiner Erdenzeit Menschen vorbereitet. Er hat vom Reich Gottes gepredigt und zur Umkehr aufgerufen. Er hat Menschen in seine Nachfolge aufgenommen. Er hat mit Sündern gegessen und ihnen ihre Schuld vergeben, Krankheiten geheilt und Nöte gelindert. So sind damals Menschen in die rettende Gemeinschaft mit Gott gekommen. Seit Jesu Tod und Auferstehung steht allen Menschen diese Möglichkeit offen. Das zu bezeugen und Menschen einzuladen, davon Gebrauch zu machen, bleibt die Aufgabe bis zum großen Erntetag. Dafür gebraucht Gott Helfer.
Wenn um diese Jahreszeit die Maisernte eingebracht wird, werden viele zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Damit Gottes Ernte eingebracht werden kann, hat der Herr nicht nur die 12 Jünger ausgesandt, sondern später weitere 72, die ihm vorangingen. Laut 1. Mose 10 gibt es 72 Heidenvölker. In dieser Zahl klingt an, dass Gottes Botschaft für alle Menschen gedacht ist. Sie soll bis ans Ende der Welt getragen werden. Alle Menschen sollen Gottes Botschaft hören. Jesus sieht die Menschen als große Ernte. Sie sind reif, um für das Reich Gottes geerntet zu werden.
Allerdings erkennt Jesus bei dieser Ernte ein Problem. Das Problem liegt nicht in der Beschaffenheit der Ernte, also bei den Menschen, die geerntet werden sollen. Da ist ihm niemand zu schlecht. Das Problem sieht Jesus darin, dass es zu wenige Arbeiter für die Ernte gibt. Es fehlt damals wie heute an Mitarbeitern, die Ernte einzubringen. In unserer Synode mangelt es zur Zeit an neuen Theologiestudenten.
Was also ist zu tun, damit wieder mehr Arbeiter für Gottes große Ernte gewonnen werden?
Zum einen dürfen wir festhalten, dass mit den Arbeitern in Gottes Ernte nicht nur die Pastoren und Missionare gemeint sind. Die frohe Botschaft in Wort und Tat zu verkündigen, das ist Erntearbeit. Jeder, der durch Taufe und Glaube zu Christus gehört, ist dazu berufen, Zeuge Jesu Christi zu sein und das Evangelium in seinem persönlichen Umfeld weiterzugeben. Auf jeden Fall aber sind wir beauftragt, den Herrn der Ernte zu bitten, Arbeiter in seine Ernte zu senden. „Bittet den Herrn!“ – das ist das Wichtigste.
Jesus legt es uns ans Herz: Eure Aufgabe besteht darin, dem Herrn der Ernte in den Ohren zu liegen, weitere Arbeiter in seine Ernte zu senden. Ein Ausleger schreibt dazu: „Gottes Geist muss Menschen packen und überwinden, tüchtig und bereit machen.“ Gott selbst will gebeten sein, Arbeiter zu wecken, sie zu formen und in seinen Dienst zu stellen.
Gott also zu bitten, das zu tun, ist unsere grundlegende Aufgabe. Jeder Christ ist dazu aufgerufen. Wer dafür Zeit und Kraft freimacht, ist selber Mitarbeiter in Gottes Ernte. Wir können auch sicher sein, dass solches Bitten wirkungsvoll ist. Denn Christus ist es ja, der uns dazu auffordert.
Gebet: Herr Jesus Christus, du bist der Herr der Ernte. Sende du selbst immer wieder Arbeiter in deine Ernte und zeige uns, wo du uns bei deiner Ernte dabeihaben willst. Amen.