Musik in der Gemeinde

„Als die Leviten, die Sänger wa­ren, sie alle, nämlich Asaf, Heman, Jedutun, ihre Söhne und ihre Brüder, in Byssus (feine Leinwand) gekleidet, mit Zimbeln und mit Harfen und Zithern an der Ostseite des Altars standen und bei ihnen etwa 120 Priester, die auf Trompeten trompeteten, – und es geschah, als die Trompeter und die Sänger wie ein Mann waren, um eine Stimme hören zu lassen, den HERRN zu loben und zu preisen, und als sie die Stimme erhoben mit Trompeten und Zimbeln und Musikinstrumenten beim Lob des HERRN: Denn er ist gütig, denn seine Gnade währt ewig! – da wurde das Haus, das Haus des HERRN, mit einer Wolke erfüllt. Und die Priester konnten wegen der Wolke nicht hinzutreten, um den Dienst zu verrichten. Denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.“

  1. Chroniker 5,12-14

In Johann Sebastian Bachs Bibel finden wir neben diesem Text aus 2. Chronik 5 eine von ihm geschriebene Randbemerkung: „Bei einer andächtigen Musik ist allezeit Gott mit seiner Gnadengegenwart.“ Gehen wir nicht oft mit der Musik im Gottesdienst so um, als sei sie eine schöne Zutat, eine „feierliche Umrahmung“ und nicht ein sehr wichtiger Teil des Gottesdienstes? Dabei verleiht die Musik doch dem Wort und dem Gebet vielfach seinen Ausdruck! Sie erlaubt es uns, das Wort noch einmal ganz anders zu empfangen und steuert unsere Betrachtung des Wortes, vertont die Lesung und antwortet darauf mit den Worten des Glaubens. Wir haben alle unsere Erfahrungen wie Musik und wie bestimmte Lieder in besonderen Situationen eine tragende Rolle gespielt haben.

Die Reformation gab der versammelten Gemeinde den Gesang zurück. Mit dem Singen des Eingangsliedes, des thematisch ausgerichteten Wochenliedes, mit der Antwort auf die Predigt und dem Lied zum Ausgang ist die Gemeinde nicht nur beteiligt, sondern sie übernimmt damit auch eine Aufgabe und Funktion. Sie ist aktiver Mitgestalter des Gottesdienstes, denn es ist ja auch ihr Gottesdienst. Das gemeinsame Singen und Musizieren im Gottesdienst wie z.B. beim Introitus, der gesungenen Liturgie, dem Gemeindegesang, der Beteiligung des Sänger- und Posaunenchores, der Abendmahlsfeier und dem Begleiten der Orgel verbindet und lässt Gemeinschaft erleben. Es verbindet nicht nur die Anwesenden miteinander, sondern es verbindet uns auch mit Christen weltweit und mit Glaubensgeschwistern, die Jahrzehnte, Jahrhunderte, ja vielleicht sogar Jahrtausende vor uns ihren Glauben formuliert und ausgedrückt haben und uns in die Ewigkeit vorangegangen sind.

Die Mitglieder des Posaunen- und Sängerchores erfüllen durch ihren Dienst eine sehr wichtige Aufgabe in der Gemeinde. Dies wird beim Singen und Musizieren im Gottesdienst deutlich. Hier bringen sich Menschen mit ihren Gaben ein. Sie treffen sich nicht nur regelmäßig wöchentlich in den Proben, sondern treten auch als Mitgestalter unserer Gottesdienste am Sonntag, bei Gemeindefesten, beim Altenheim, bei Geburtstagen und Jubiläen und nicht selten auch bei Gedenkfeiern und Urnenbeisetzungen in Erscheinung. Dort, wo einem manchmal die Trauer die Kehle zuzuschnüren droht, wird durch Musik und gesungenes Trostwort stellvertretend ein äußerst wichtiger Dienst getan.

Welche Aufmerksamkeit schenken wir in unserer Gemeinde der Musik? Die Bibel zeigt uns Gott nicht als jemand, der die Lieder gähnend über sich ergehen lässt, während er auf die Predigt wartet. Gott liebt Musik und „wohnt unter den Lobgesängen“ seiner Kinder (Psalm 22,4).

Dies regt uns dazu an, einmal über die Musik in unseren Gemeinden nachzudenken. Sie hat die Macht, Gefühle anzusprechen, und kann uns an­feuern (Psalm 40,4), in Bewegung brin­gen (Psalm 150,4) oder Ruhe schenken (Psalm 62). Sie kann uns aus dem Sumpf negativer Gedanken und Gefühle herausziehen (Psalm 28,7). Sie kann erfreu­en (Jakobus 5,13), ermahnen (Kolosser 3,16), ermutigen (Psalm 21,14) und befreien (1. Samuel 16; sogar ganz wörtlich: Apostelgeschichte 16,25f.) Singen und Musizieren lässt uns die Macht und Taten Gottes verkündigen.

Es wird in der Bibel gesungen:

  • nach Wundern (Rotes Meer; 2. Mose 15)
  • nach Siegen (Richter 5, 1. Samuel 18,7)
  • nach Ernten (Psalm 65,14)
  • zur Belehrung (Jesaja 5)
  • weil Gott Gutes tut (Psalm 13,6)
  • weil die Schöpfung singt (Vögel; Psalm 104,12)
  • als Verkündigung (Psalm 68,5.33; 96)
  • in Zeiten, in denen selbst Klagelieder verstummen (Psalm 137)
  • als Reaktion auf Gerichtshandeln Gottes (Jesaja 30,29)
  • als angemessene Antwort auf Freude und Wohlergehen (Jakobus 5,13)
  • als Kennzeichen des Erfülltseins mit dem Heiligen Geist (Epheser 5,19; Kolosser 3,16)
  • weil ich nicht anders kann und weil ich froh bin (Psalm 92,„Lobpreispsalm“)

Die Bibel sieht den Lobpreis Gottes als die schönste Aufgabe der Gläubigen (Psalm 33,1-3): „Jubelt über den Herrn, alle, die ihr zu ihm gehört! Preist ihn, denn das ist eure schönste Aufgabe! Dankt dem Herrn auf der Zither und spielt für ihn auf der Harfe! Singt ihm ein neues Lied! Schlagt in die Saiten, so gut und so laut ihr könnt!“

 Möge das Singen und Musizieren in unserer Gemeinde nie nachlassen oder nur als eine schöne “Zutat” eingeschätzt werden. Ein herzlicher Dank soll denen ausgerichtet sein, die sich wöchentlich und sonntäglich bei den verschiedenen Proben und Vorträgen engagieren. Ein besonderer Dank gilt auch unseren Chorleitern und Organisten, die unermüdlich und mit viel Geduld und Engagement die sonntäglichen Lieder mit uns einüben und begleiten. Gott vergelte es euch.

Quelle: Verfasser unbekannt. Vermutlich übernommen aus einer Vorlage von Bernhard Reich: Die Bedeutung der Musik für den Glauben, den Gottesdienst und die Gemeinde(-arbeit). Vortrag am 24.03.2011 auf der Bezirkssynode KB Gaildorf im Schulzentrum Michelbach.

https://www.kirchenmusik.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_amtfuerkirchenmusik/Artikel/BezSynode_Gaildorf2011-03-24.pdf (abgerufen am 22.10.2019), 5ff.

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