Kaum eine andere Zeit des Jahres kennt so viele Bräuche und Traditionen wie die Advents- und Weihnachtszeit.
Dies gilt nicht zuletzt für die Kirche. Auch in ihr kennen wir viele Traditionen und Bräuche: Da sind zum Beispiel die Gottesdienste mit ihrer ganz eigenen Prägung. Da sind die beliebten Melodien und Lieder. Da ist der Adventskranz vorne in der Kirche. Da ist der Weihnachtsbaum, der irgendwann den Adventskranz ablöst, dessen Kerzen zu Christabend nicht nur die Gesichter der Kinder hell leuchten lassen.
Nun heißt es oft kritisch, dass viele der eingebürgerten Traditionen gerade auch der Kirche menschlichen (will heißen: nicht biblischen) Ursprungs sind, und so besser nicht in die Kirche gehören: Dass zum Beispiel die Tradition des Weihnachtsbaums oder des Adventskranzes sich irgendwann im Laufe der Geschichte in der Kirche eingebürgert hat, doch diese Traditionen oft möglicherweise gar von heidnischen Sitten abstammen.
Dagegen können wir festhalten: Die bekannten Traditionen und Bräuche der Advents- und Weihnachtszeit in der Kirche sind uns wichtig, nicht aus sich selbst heraus, nicht um ihrer selbst willen; nicht weil diese Traditionen oder Bräuche uns irgendwie selig machen könnten. Nein, die Traditionen und Bräuche der Kirche sind uns wertvoll, weil sie in der Heiligen Schrift verwurzelt sind und uns auf Jesus Christus, unseren Retter, weisen.
So ist der Adventskranz ein Symbol für den Sieg über Hölle, Tod und Teufel, der mit Jesus Christus gekommen ist. Seine grüne Farbe ist die Farbe des Lebens und der Hoff-nung, seine brennenden Kerzen ein Zeichen für das Licht Gottes, das mit Jesus Christus in unsere Dunkelheit scheint. So steht der Weihnachtsbaum für den Lebensbaum Jesus Christus, der uns die Befreiung von der Ursünde Adams bringt. Die Traditionen dienen der Verkündigung. In diesem Sinne wäre es schädlich, bestimmte Traditionen unüberlegt oder voreilig aufzugeben – ebenso wie es schädlich ist, an gewissen Traditionen allein um der Tradition willen festzuhalten.
So gesehen können uns die vielen liebgewonnenen Traditionen in der nun wieder neu angebrochenen Advents- und Weihnachtszeit in die rechte Weihnachtsfreude einstimmen helfen. In die Weihnachtsfreude, die aus dem Weihnachtsevangelium erwächst: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3, 16).
Ihr lieben Christen, freut euch nun,
bald wird erscheinen Gottes Sohn,
der unser Bruder worden ist,
das ist der lieb Herr Jesus Christ.
(Erasmus Alber, Lutherisches Gesangbuch, 74)
Pastor Michael Ahlers, Kirchdorf