Wie gehen wir mit Trauma um? Das Kinderlager war für viele ein traumatisches Erlebnis. Durch regelmäßiges „Loadshedding“ während der Lagerung im Kühlschrank und des Aufwärmens konnten sich Salmonellen in einem Eierauflauf breit machen. Im Laufe des Wochenendes erkrankten ca. die Hälfte der Anwesenden: Kinder, Helfer und Köche, einige landeten sogar im Krankenhaus. „Narrative Therapie“ heißt ein Ansatz, der uns dabei hilft, traumatische Risse in unserer Geschichte zu flicken, und gestärkt weiterzumachen. Anja und Brigitte leisteten für uns mit ihren Berichten solche Flickarbeit. Sie nennen die Sache beim Namen und weisen uns dabei auf den eigentlichen Autor unseres Lebens, der uns täglich und reichlich unsere Sünden vergibt und damit Leben und Seligkeit schenkt.
Anja Küsel, Pretoria – Eine schöne Zeit wurde uns gegönnt. Beim Anreisen war vielen die Freude sich nach dem Kinderlager im März wiederzusehen ins Gesicht geschrieben. Auch neue Gesichter, etwas unsicher, aber neugierig, waren dabei. Schnell fand man Platz und Bett und das Schülerheim wurde etwas mehr zu einem Zuhause. Kennenlernspiele, geschickt von der langjährigen Heimmutter Anita Meister geleitet, beschleunigten diesen Prozess. Danke, Anita, du bist geliebt! Nach dem Abendprogramm hörten wir noch Quasseln und Lachen in den Zimmern. Langsam wurden die Kinder ruhig. Andachten und Bibelstunden thematisierten unsere Haushalterschaft der guten Gaben Gottes, die wir aus seiner Hand empfangen und nach seinem Willen, in seinem Reich und zur Ehre seines Namens verwalten. Wir durften diese Gaben auf verschiedener Weise zusammen ausleben:
- Beim Sport wurde geschwommen, da die Sonne tüchtig schien. Auch die Helfer wurden nass.
- Musik ertönte laut und die Begeisterung steckte an. Hier durften die Kinder ihren Herrn loben und die Freude teilen mit Flöten, Blasen und Singen. Wir suchten die Kokosnuss und fanden sie auch, mit Hilfe von Onkel G.T Meyer und Pastor Karl Böhmer an den Gitarren.
- Durch Kunst können wir unsere von Gott gegebene Kreativität Ausdruck verleihen. Unter Anleitung von Tante Imke Hellberg, die nach jahrelanger Leitung ihren krönenden Abschluss lieferte, schafften die Kinder Wunderbares.
Am Sonnabend gab es ‘Survivor’ als Abschied für die Gruppe der Sechstklässler! Die Warrior Cheetahs und die Jungs waren bereit für die Herausforderung. Danke für den Spaß. Ihr wart eine besondere Gruppe!
Leider ging es seit den frühen Morgenstunden am Samstag einigen Kindern und Erwachsenen schlecht, Magenbeschwerden und Fieber machten sich breit. Schließlich waren so viele krank, dass wir die Kinder früher am Sonntag nach Hause schicken mussten, und nicht im Gottesdienst mitmachen konnten. Das tat uns sehr leid. Wir danken unserem Himmlischen Vater, der uns begleitete und bewahrte, Kraft schenkte und Wege lenkte! Wir waren dankbar für jede stellvertretende Mama, Papa, Oma und Opa, die über Kranken wachten, Medizin brachten, Saft füllten, putzten, nach Hause brachten! Viele haben so lieb geholfen! Wir danken besonders den neuen Lagereltern Berno und Liska Hambrock. Eure Kraft kam von oben. Mit viel Ruhe und Liebe leiteten sie uns durch das Gute und durch die Krise. Karl-Heinz Kruse, der zur Amtsübergabe nochmal dabei war, und Ingrid, seien für ihren langen, treuen Dienst herzlich gedankt! Danke auch den Kirchdorfer Damen und ihrem Team. Eure Bewirtung und Hilfe in der Krise wird geschätzt! DANKE!
Brigitte Böhmer – Der Riese im „Uns“
So fing das Kinderlager an – Fröhliches Lachen, erwartungsvolle Spannung, nervöses Lächeln, umarmen, kennenlernen und uns zusammen als Haushalter Gottes einsetzen. So wunderbar, dass wir uns alle beim Kinderlager versammeln konnten.
Doch dann habe ich einen Riesen kennengelernt. Er ist furchtbar, angsterregend und grausam. Er klopfte früh morgens am Samstag an meine Zimmertür und sah wie ein blasses, kleines Mädchen aus das meinte – „Mir ist sehr schwindelig“ – und fast umkippte. Bald nachdem wurde mir klar, dass der Riese schon viel größer war. Es waren viele Kinder, die in der Nacht schon sehr plötzlich schlimm krank wurden. Wir hatten eine Katastrophe und der Riese nahm Platz bei uns. Er machte es sich bequem – wir hatten Angst vor ihm und er nutze es aus.
Blitzschnell ergriff jeder von uns irgendwo Initiative – Kinder pflegen, Eltern und Familien anrufen, Medikamente organisieren, Energade oder Cola kaufen, die gesunden Kinder beschäftigen und bei den Kranken das Fieber brechen. Jeder hatte etwas zu tun! Einige der Kranken konnten wir schnell bei Großeltern oder Familien unterbringen, aber die meisten blieben bei uns. Wir hatten alle Hände voll zu tun und der Riese lachte. Gerade, wenn wir meinten, es geht einem Kind besser, stieg das Fieber doch wieder an oder ein neues Kind meldete sich mit Symptomen. Dann wuchs der Riese und bekam sogar einen Name – die ersten Ergebnisse zeigten auf Salmonellen als das erste Kind im Krankenhaus aufgenommen wurde. Zum Schluss waren es 12 im Krankenhaus. Durch die Nacht, mit Taschenlampen und Thermometer, Eimer und Lappen, Liebe und Fürsorge. Doch wir hielten zusammen – wir waren füreinander da und ohne es auszusprechen, hatten wir das gleiche Ziel. Wir waren Haushalter der mancherlei Gaben Gottes.
Und dann merkte ich – Der Riese im „Uns“ ist noch viel viel größer, mächtiger! Wenn wir zusammenarbeiten, füreinander eintreten, zum gleichen Ziel streben, dann ist der Riese dieser engen Gemeinschaft enorm! Es ist das „Zusammen“, es ist das „Wir“, was den wirklichen Riesen der Welt zeigt, nämlich unseren Herrn. Und ER begegnet uns mit Seiner Gnade, Seiner Vergebung, Seiner Liebe und Fürsorge, die wir dann nur weitergeben können.
Als Südafrikaner greifen wir schnell zu einem weiteren Mittel der Trauma-Bewältigung: Humor. Ich bin dankbar, dass ich beim Pastorenkonvent in Wartburg im März, mit einigen Köchen, die im Dezember erkrankt sind und jetzt wieder im Dienst waren, über unsere Erfahrung scherzen konnte. Ich bin auch dankbar, dass es kein Ei gab! Für die geplante Neuausgabe des „Flavours of Time“-Kochbuchs schlage ich einen Exkurs zu „Cooking with Loadshedding“ vor.