Die meisten Pastoren der FELSISA konnten an einem Seminar teilnehmen, das vom 13. bis 15. August in der Paulusgemeinde Pretoria zum Thema „Seelsorgerlicher Beistand und Bereitung der Gemeinden in Zeiten des Leidens“ angeboten wurde – ein sehr aktuelles Thema angesichts der gegenwärtigen Debatte über Landenteignung ohne Vergütung.
Am Donnerstagnachmittag gab Dr. Karl Böhmer einen Überblick über die Positionen, die augenblicklich von verschiedenen Gruppen über Landbesitz in Südafrika vertreten werden. Ein großer Teil der Bevölkerung ist der Meinung, dass nach 24 Jahren nach der politischen Wende einfach zu wenig getan wurde, um die weiterhin bestehenden Folgen der Apartheid rückgängig zu machen, insbesondere die Zwangsumsiedlungen. Während die Gründe dafür vielfältig und die damit verbundenen Verwicklungen sehr kompliziert sind, bleibt es eine Tatsache, dass ein bedeutender Teil der Bevölkerung einfach unglücklich ist mit den bisherigen Ergebnissen. Dies beeinflusst möglicherweise die augenblickliche Landdebatte am meisten, die mehr mit angeheizten Emotionen als mit nüchternen Fakten geschieht.
Als Christen ist es grundsätzlich nötig, klar zwischen den Herrschaftsbereichen Gottes zur „Rechten“ (geistlicher Bereich) und zur „Linken“ (weltlicher Bereich) zu unterscheiden. In Bezug auf das Verständnis von privatem Eigentum, Landbesitz und die Regierung des Landes befinden wir uns im „Reich zur Linken“. Dabei wird die Angelegenheit dadurch kompliziert, dass die Lutherische und die Reformierte Kirche ein unterschiedliches Verständnis der zwei Reiche haben, und viele politische Vereine in der Landdebatte von einem reformierten Verständnis aus operieren.
Am Freitag sprach Prof. Dr. John Pless vom Concordia Theologischen Seminar, Fort Wayne, der Lutherischen Kirche – Missouri Synode (LCMS), über Psalm 37, und wie er gebraucht wird, um ängstliche und beunruhigte Menschen zu trösten. Paul Gerhardt’s Lied „Befiel du deine Wege“ (Gsb. 330) gründet sich auf den ganzen 37. Psalm und insbesondere auf dessen fünften Vers. Viele der sogenannten Klagepsalmen, zu denen der 37. Psalm gehört, haben einen dreiteiligen Aufbau: Die Erinnerung an Gottes rettende Taten in der Vergangenheit, die Beschreibung der augenblicklichen Not, und schließlich der Blick in die Zukunft mit der Beendigung der Mühsal, die zum Lob Gottes führt. Martin Luther sagte vom 37. Psalm, dass er denjenigen Trost bringt, die beunruhigt sind über den Erfolg der Gottlosen. Ihr „Erfolg“ bezieht sich aber nur auf irdische Dinge. Und Luther weist darauf hin, dass diese nicht von Dauer sind. Die Gerechtigkeit wird die Oberhand gewinnen – auch wenn es länger dauert, als es uns lieb ist. Gott verspricht, dass er Gerechtigkeit schaffen wird – zu seiner Zeit. Und deshalb ermahnt Luther die Christen: „Haltet fest am Glauben und zweifelt nicht. Gott wird euch nicht verlassen. Tut nur euren Teil, macht weiter mit eurer Arbeit und führt euer Leben und lasst Ihn wirken.“ (AE 14:212).
Christen bekämpfen Böses nicht mit Bösem, sondern überlassen Gott die Vergeltung (vergl. Römer 12 und 1. Petrus 2). Gott wirkt manchmal sogar sub contrario (unter dem Gegenteil), wobei das Böse zu gewinnen und das Gute zu verlieren scheint; wo die, die Böses tun, im Wohlstand zu leben scheinen, während die Gläubigen ungerechterweise zu leiden haben. Hier müssen wir uns daran erinnern, dass wir Christen nicht im Schauen leben (wie die Dinge zu sein scheinen), sondern indem wir auf das hören, was Gott sagt, und Ihm glauben. Und Gott verheißt letztlich Gerechtigkeit. Luther ist aber kein naiver Idealist – er sieht sehr wohl die Realität. Er sagt: Wir glauben, dass Gott alles regiert. Aber wenn wir umher sehen, sieht es tatsächlich so aus – es scheint – als ob ein verrückter Mann mit einer Axt im Wald losgelassen wurde. (Das ist die Verborgenheit Gottes). Das ist Teil vom Kreuztragen, zu dem wir aufgefordert werden, es geduldig zu tun und uns sogar darüber freuen sollen, dass wir Anteil haben am Kreuz Christi (Philipper 3, 10; 1 Petrus 4, 13). Darin werden wir Christus gleich gemacht – werden wir Christus-gleich (Römer 8, 29). Selbst wenn wir das Geheimnis des augenblicklichen Leidens nicht verstehen können, vertrauen wir darauf, dass es letztlich zu unserem Guten ist (Römer 8, 28).
Während der Nachmittags-Besprechung informierte Pastor Michael Meyer von LCMS Disaster Relief über die verschiedenen Stufen bei Katastrophen-Hilfseinsätzen, angefangen von der Einschätzung bis zum aktuellen Einsatz. Sowohl bei natürlichen als auch von Menschen verursachten Katastrophen muss zunächst festgestellt werden, was die Grundbedürfnisse wie Unterkunft und Verpflegung sind, die zuerst angepackt werden müssen, und was auf lange Sicht nötig ist, wie zum Beispiel der Bau von Häusern. Ein
großer Anteil von Katastrophen-Management ist Vorplanung.
Auch wenn das keine angenehme Beschäftigung ist, so ist Vorbereitetsein Teil guter Planung. Meyer stellte konkret die Frage: „Was wäre, wenn ein Feuer durch dein Gebiet fegen würde und du nur 20 Minuten Zeit hättest, um einige Sachen in dein Auto zu packen und zu fliehen? Was würdest du mitnehmen?“ Es ist viel besser, solche Notfallpläne durchzudenken, ehe man sie nötig hat. Hat deine Gemeinde Notfallpläne? Ist sie darauf vorbereitet, falls ein Gemeindeglied in der Kirche zusammenbricht? Was, wenn es der Pastor ist? Es ist hilfreich, über diese Dinge zu sprechen. Selbst wenn es wahrscheinlich nicht geschehen wird, ist es gut, einen Plan zu haben.
Solch ein Plan sollte aus zwei Teilen bestehen: Aus dem, was getan werden muss, um zu helfen, und aus dem, wie dieser Plan in realistischer Weise ausgeführt werden kann. Was muss sofort getan werden (48 Stunden Plan), und was ist der Langzeitplan? Falls also – falls – das Land von Gliedern einer bestimmten Gemeinde enteignet wird, werden andere Glieder in der Lage sein, sie (kurzzeitig) aufzunehmen? Was könnte der langfristige Plan sein…? Eine andere Art und Weise der Vorbereitung ist, die Gemeindeglieder darin zu unterrichten, ihren Glauben angesichts von irdischen Leiden zu bekennen – damit sie wissen, was sie betroffenen Personen sagen können (und auch, was sie nicht sagen sollten).
Da diese Angelegenheit von größtem Interesse für die meisten Südafrikaner bleiben wird, wird dieses Thema sowohl bei der Synodalversammlung in diesem Jahr als auch bei der Kirchenvorstehertagung im November weiter behandelt werden.
Der Paulusgemeinde Pretoria sei gedankt, dass sie ihre Einrichtungen zur Verfügung gestellt hat und insbesondere Renate Straeuli für die gute Versorgung. Ein besonderer Dank geht an Prof. Pless und Pastor Meyer sowohl für ihre Vorträge, Sachkenntnis und Zeit als auch für ihre Bücher und Unterlagen, die sie bereitgestellt haben.
Pastor Tobias Ahlers, Ferndale, JHB