Einführung zum Thema „Lutherisch sein“

Kristin Straeuli, FELSISA Koordinatorin für Haushalterschaft

Hast du dich schon einmal dabei ertappt, wie du dich dafür rechtfertigst, am Sonntagmorgen von der Kirche fern zu bleiben? Besonders nach dem letzten Jahr mit Regelungen, die eine Zeit lang genau das vorschrieben, ist es oft zu einfach, immer noch zu denken: „Ich schaue mir diese Woche einfach den Livestream an“, oder: „Ich kann die Predigt am Damm lesen, wo ist da der Unterschied?“ Aber hast du in letzter Zeit mal innegehalten und darüber nachgedacht, was die „Kirche“ wirklich verkörpert? Und noch wichtiger: Was ist „die heilige christliche Kirche“, zu der wir uns jedes Mal bekennen, wenn wir das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen, und warum ist es wichtig, dass wir das wissen und uns daran erinnern?

Um zu wissen, warum etwas wichtig ist (z.B. Teil einer Kirche zu sein und in der Kirche zu sein), muss man zuerst den Sinn und die Bedeutung davon kennen. Deshalb müssen wir als Mitglieder der heiligen christlichen Kirche wissen, was das eigentlich ist, um es zu bewahren und in Dankbarkeit mit anderen zu teilen. Gott, der Geber aller Dinge, hat jeden von uns gnädigerweise in eine Gemeinschaft von Gläubigen gestellt und uns die Freiheit gegeben, uns zur Anbetung zu versammeln. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies ein Geschenk ist, oder vor unserer Verantwortung zurückschrecken, es zu nutzen – sowohl zu unserem ewigen Segen als auch zur Ermutigung und zum Wohl unserer Nächsten!

Dieser Artikel mit dem Titel „Über das ‚Lutherisch sein'“ wurde von Pfarrer Dr. Jon Bruss unserer Schwestersynode, der Lutherischen Kirche – Missouri Synode, geschrieben. Darin definiert er, was die wahre christliche Kirche auf Erden ist, und somit, wer ein Lutheraner ist. Indem wir auf die ursprünglichen Christen in Apostelgeschichte 2,42 schauen, die gerade zu Pfingsten durch den Heiligen Geist zum Glauben berufen worden waren, können wir unsere Identität erkennen und dann schätzen. Gott sei Dank für dieses Geschenk. Mögen wir es nie vernachlässigen, es Woche für Woche zu verwalten!

ÜBER DAS „LUTHERISCH SEIN“

Die lutherische Identität ist eine große Frage. Wenn das Luthertum wichtig ist (und wir denken sicherlich, dass es das ist), was macht dann einen Lutheraner zu einem Lutheraner?

Um das zu beantworten, gehe ich gewöhnlich gern zu dem zurück, was ich in dieser Frage den “money verse”  , nämlich Apostelgeschichte 2,42, der unmittelbar nach der Berufung zum Glauben der fast 3 000 Menschen am ersten Pfingstfest und der Taufe von ihnen und ihren Kindern kommt. Mit anderen Worten, was in Apostelgeschichte 2,42 beschrieben wird, ist nichts anderes als die Schöpfung des Heiligen Geistes. „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, und im Brotbrechen und im Gebet.“

Hier gibt Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, eine umfassende Kurzbeschreibung der heiligen christlichen Kirche, die nicht nur das Leben der frühen christlichen Kirche beschreiben soll, sondern das Leben der Kirche im Laufe der Zeit. Die Kirche, die auf diese Beschreibung passt, ist die heilige christliche Kirche. Die Kirche, die nicht auf die Beschreibung passt, ist in dem Maße, in dem sie es nicht tut, nicht die heilige christliche Kirche.

Es gibt fünf Kriterien. Das erste wurde gerade erwähnt: Die Taufe von Erwachsenen und Kleinkindern zugleich, in den Tod und die Auferstehung Jesu zur Vergebung ihrer Sünden (Apg 2,38-39).

Zweitens: Hingabe an die Lehre der Apostel. Dies ist einfach eine Art, die Hingabe an den ganzen Ratschluss Gottes auszudrücken, wie er in der Heiligen Schrift gegeben wird. Die Verkündigung und Lehre der Apostel ist für uns in schriftlicher Form in den Schriften des Neuen Testaments enthalten; und ihre Lehre und Verkündigung beruhte ganz auf der Erfüllung der alttestamentlichen Schriften in Christus. Und das ist ein wiederholtes Thema im Neuen Testament, nicht nur hier in Apostelgeschichte 2,42. Sieh dir zum Beispiel Paulus Ermahnung an die Ältesten in Ephesus an. Er schreckte nicht davor zurück, sie „den ganzen Ratschluss Gottes“ zu lehren (Apg. 20,27), und seine Rede vom „Vorbild der heilsamen Worte“ in 2 Tim. 1,13. Die letztgenannte Stelle erinnert uns daran, dass es ein Muster für die biblische Lehre gibt: Gesetz und Evangelium, richtig eingeteilt und angewandt, wobei das Evangelium überwiegt, wie Paulus es in 1. Korinther 2,2 ausdrückt: „Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.

Drittens sind die Gläubigen, die sich zu und um diese Lehre und Predigt versammeln, „Glaubensgenossen“ . Das ist ein komisches Wort, ich weiß, und eines, das heutzutage nicht mehr oft in dem Sinne verwendet wird, wie es in der Bibel steht. Das Wort im Griechischen für Gemeinschaft ist κοινωνία (koinonia). Es bedeutet „[etwas] gemeinsam haben“. Was die frühen Christen in Apostelgeschichte 2,42 gemeinsam hatten, war der vom Heiligen Geist gewirkte Glaube an und das Bekenntnis zur Lehre der Apostel (und die anderen Dinge, die in der Aufzählung darauf folgen; siehe Eph 4,1ff). Dies ist eine wichtige Lehre: Wo Einigkeit in der Lehre ist, da ist Gemeinschaft. Wo es keine Einigkeit in der Lehre gibt, kann es keine Gemeinschaft geben, zumindest keine Gemeinschaft in dem, was die Kirche zur Kirche macht, d.h. in der Lehre der Apostel.

Das vierte Kennzeichen der Kirche ist „das Brotbrechen“. Dieser Ausdruck war einer von vielen, die in der Heiligen Schrift für das Sakrament des Altars verwendet wurden, aufgrund dessen, was wir bei den Evangelisten über die Einsetzung des Sakraments durch Christus lesen: „Er brach es [das Brot].“ Anders ausgedrückt: Wo immer das Sakrament nach dem Gebot Christi verwaltet und nach der apostolischen Lehre gelehrt wird, dort findet man die eine, wahre Kirche. Und die Lehre ist ziemlich eindeutig: Christus sagt, das Brot ist sein Leib, der Wein ist sein Blut. Und er sagt uns, wofür es ist: zur Vergebung der Sünden. Wer jedoch eine dieser Lehren leugnet, stellt sich insofern außerhalb der heiligen christlichen Kirche, als dies geleugnet wird. Paulus erwähnt sogar, dass derjenige, der das Brot nimmt, „und nicht bedenkt, welcher Leib es ist, der isst und trinkt sich selber zum Gericht“ (1. Kor 11,29) – das Gericht, das über jedem steht, der entgegen Gottes Wort lehrt, glaubt und lebt.

Das fünfte und letzte, was die Kirche zur Kirche macht, sind „die Gebete“. Dies ist ein wichtiger Begriff. Es ist der jüdische Fachbegriff für das, was wir „den formellen Gottesdienst“ nennen würden. Man kann ihn zum Beispiel in Apostelgeschichte 16,13 sehen, wo Paulus zu einem „Ort des Gebets“ geht – der Synagoge in Philippi. Der frühchristliche Gottesdienst hatte die gleiche Grundform und den gleichen Charakter wie der Synagogengottesdienst, den wir überall in der Apostelgeschichte und anderswo sehen. Es gab vorgeschriebene Lesungen für jeden Sabbat, zusammen mit vorgeschriebenen Psalmen und Liedern (die gesungen wurden) und einer Predigt. Es war auch ordnungsgemäß. Deshalb weiß der Rabbi Paulus genau, was er zu tun hat und wann er sprechen darf, wenn er auf seinen Missionsreisen eine Synagoge betritt, um Christus zu verkünden (z.B. Apostelgeschichte 13,13-16). Mit anderen Worten, die frühe christliche Kirche war eine liturgische Kirche.

Und das muss es also sein, was eine lutherische Kirche zu einer lutherischen Kirche macht. In dem Maße, in dem eines von diesen fehlt, fehlt die wahre Kirche und auch das wahre Luthertum. Aber wo diese vorhanden sind, da ist nicht nur die lutherische Kirche, sondern die wahre sichtbare Kirche auf Erden.

Aber darüber sollten wir nicht hochmütig werden. Stattdessen sollten wir dem Herrn danken. Denn, so erinnert uns Paulus, „was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1. Kor. 4,7)

Und wenn wir in dieser Dankbarkeit leben, laden wir unsere Nachbarn und Freunde und Familie in unsere Gemeinde ein – zu dem Taufbecken und zu der Gruppe von Gläubigen, die sich „der Lehre der Apostel und der Gemeinschaft, und dem Brotbrechen und den Gebeten“ widmen. Lasst sie hören, wie Christus als Gekreuzigter für ihre Sünden verkündet wird. Lasst sie taufen. Lasst sie die Lehre der Apostel lernen. Lasst sie eure Glaubensbrüder werden. Lasst sie, nachdem sie belehrt worden sind, den Leib und das Blut des Herrn empfangen. Und lasst sie, mit euch, den Herrn ihrer Erlösung anbeten.

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