Vorwort der Redaktion
In der westlichen Welt sind viele Kirchen vom Niedergang bedroht. Unsere Schwesterkirche in den USA (Lutheran Church – Missouri Synod) ist von dieser Realität nicht ausgenommen, denn auch sie kämpft mit sinkenden Mitgliederzahlen, finanzieller Belastung und einem Mangel an Pastoren. Der folgende Artikel beschreibt das Konzept des Zusammenlegens mehrerer Gemeinden (Multi-Congregation Parishes – im Folgenden MCP), das von Gemeinden der LCMS umgesetzt wird, um mit der aktuellen Situation umzugehen.
Dieser Artikel gibt uns einen Einblick darin, wie unsere lutherischen Brüder und Schwestern in den USA mit ihren Ressourcen umgehen und wie Gott sie in diesen schwierigen Zeiten leitet. Hiermit folgt der Artikel, geschrieben von Stacey Egger:
Lebendiger Dienst an Wort und Sakrament
Im ganzen Land sehen sich die Gemeinden der LCMS mit sinkenden und alternden Mitgliederzahlen, einem Mangel an Pastoren und finanziellen Problemen konfrontiert. Im Jahr 2016 lag das Durchschnittsalter der erwachsenen Mitglieder bei 56 Jahren, 30% waren älter als 65 Jahre und 58% älter als 50 Jahre.[1] Außerdem sind 57% der Pastoren älter als 55 Jahre (und nur 23% sind jünger als 45 Jahre).[2] Gemeinden auf dem Land, in Kleinstädten und in Großstädten spüren alle diese Belastung. Und doch ist keine der Gemeinden in der LCMS in diesem Kampf allein. In der Geschichte der Kirche gab es viele Epochen, in denen die Zahl der Gemeinden größer war als die der Pastoren. In der Zeit der Apostel reisten die Pastoren meilenweit zu mehreren Gemeinden. Die Geschichte der LCMS – sowohl national als auch international – enthält viele ähnliche Geschichten. Jetzt werden solche Modelle von den Gemeinden wieder aufgegriffen.
Von den 5 876 Mitgliedsgemeinden und Kirchenneugründungen der Synode sind 1 094 (oder 18,6%) bereits Teil einer Gemeinde mit mehreren Gemeinden (Multi-Congregation Parish, MCP)[3]. 519 MCPs bestehen aus zwei, drei oder vier Kirchengemeinden. Es gibt sie in jedem Distrikt, und in 22 Distrikten gibt es mindestens 10. Und es werden noch mehr werden.
Statistisch gesehen erfüllen diese Partnerschaften ihren Zweck. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine MCP-Gemeinde unbesetzt bleibt, ist deutlich geringer als bei einer Einzelgemeinde derselben Größe.[4]
Präsidenten der Distrikte, Pastoren von MCP-Gemeinden und andere Führungskräfte aus der gesamten LCMS sind der Meinung, dass MCP-Gemeinden auch in vielerlei anderer Hinsicht erfolgreich sind. Sie weisen immer wieder darauf hin: Diese Partnerschaften dienen, wenn sie richtig angegangen werden, nicht als Pflaster auf einer Wunde, sondern als ein positiver Segen für die Kirche. Sie können Gemeinden dabei helfen, in ihrer Arbeit aufzublühen, sich darauf zu besinnen, was es bedeutet, Kirche zu sein, und mit einer lebendigen Präsenz des Dienstes an Wort und Sakrament vor Ort zu bleiben.
Wann sollte man eine Partnerschaft ins Auge fassen?
„Gott macht uns alle durch das Evangelium zu Partnern“, sagte Pfarrer Dan Galchutt, Assistent des Präsidenten des LCMS-Distrikts Kansas für Missionen und Haushalterschaft.[5] „Wir möchten alle unsere Gemeinden ermutigen, so früh wie möglich über Partnerschaften nachzudenken – nicht nur aus der Not heraus.“
Jede Gemeinde, so Galchutt, sollte Partnerschaften mit anderen in Betracht ziehen, um die Ressourcen gut zu verwalten und als Kirche zusammenzuarbeiten. Gemeinsame kirchliche Veranstaltungen oder Jugendgruppen, eine gemeinsame Sekretärin oder ein anderer Mitarbeiter – solche Dinge können beiden Gemeinden zum Segen gereichen und den Grundstein für eine weitere Partnerschaft in der Zukunft legen.
Normalerweise bilden sich MCPs, wenn eine oder mehrere Gemeinden nicht in der Lage sind, einen Vollzeitpastor zu unterstützen. Die Distriktleitung kann den Gemeinden dabei helfen, Faktoren wie Kosten und Einnahmen, Besucherzahlen und die Zahl neuer Mitglieder zu klären. Oft kommt es zu Umstrukturierungen, wenn ein Pastor eine Berufung annimmt oder in den Ruhestand geht.
Natürlich müssen die Gemeinden nicht auf einen solchen Moment warten, um einen MCP zu bilden. Die Leitfrage sollte lauten: Könnte unsere Gemeinde ihren Dienst in einer Partnerschaft mit einer anderen besser ausüben?
Arten von Partnerschaften
Der LCMS-Distrikt Kansas hat Ressourcen erstellt, in denen Modelle für einige der häufigsten Arten von Gemeindepartnerschaften beschrieben werden (verfügbar unter kslcms.org/partnerships). Zu diesen Modellen gehören:
- Doppelgemeinde: Zwei (oder mehr) Gemeinden ähnlicher Größe schließen sich zu einem Dienst zusammen.
- Helfende Hand: Eine größere Gemeinde unterstützt eine kleinere Gemeinde.
- Wanderpfarrer: Ein Pastor dient mehreren kleinen Gemeinden.
- Mehrere Standorte: Gemeinden bilden eine Einheit mit mehreren Predigtorten.
Welches Modell für eine Gemeinde am besten geeignet ist, hängt eher vom Standort und vom Kontext ab als von den eigenen Vorlieben. Welche Kirchengemeinden gibt es in der Umgebung? Welche Größe haben sie? Gibt es welche, mit denen man gut zusammenarbeiten würden?
Hier sind ein paar Beispiele:
In Montana betreut Pastor John Vallie eine Dreiergemeinde, die auf einer 300 Meilen Rundreise liegt. Faith Lutheran in Glasgow, Trinity in Wolf Point und Trinity in Plentywood haben jeweils etwa 15-20 Gottesdienstbesucher an einem Sonntag. Vallie predigt und feiert das Abendmahl jede Woche in einer anderen Gemeinde und überträgt die Predigt per Livestream in die anderen Gemeinden.
In Iowa dient Pastor Jonathan Conner der Zion-Gemeinde in Manning. Die Zion-Gemeinde ist zwar nicht Teil einer formellen Doppelgemeinde, steht aber in „Partnerschaft“ mit der Trinity-Gemeinde in Manilla. Als Trinity Schwierigkeiten hatte, eine vakante Stelle zu besetzen, leistete Zion finanzielle Unterstützung und ermöglichte es Trinity, ihren eigenen Pastor zu berufen. Im Gegenzug erhält Zion die Unterstützung des Pastors von Trinity und die Partnerschaft mit Trinity. Gottesdienste, Veranstaltungen und Programme werden gemeinsam oder zu sich nicht überschneidenden Zeiten abgehalten.
In Connecticut nahm Pastor Evan Scamman vor fünf Jahren eine Berufung in eine Doppelgemeinde in Greenwich an, die nur zwei Meilen entfernt liegt. Nach drei langsamen, sorgfältigen Jahren der Diskussion verkaufte First Lutheran sein geliebtes Gebäude und schloss sich St. Paul Lutheran an.
Im nördlichen Minnesota betreut Pfarrer Karl Weber die lutherische Gemeinde St. John’s in Ottertail und St. Paul in Richville. Die beiden Gemeinden liegen 11 Meilen voneinander entfernt, und St. John’s (ca. 100 Personen am Sonntag) trägt den Großteil der Kosten, während St. Paul (ca. 25 Personen am Sonntag) einen kleineren Teil der Kosten übernimmt.
Erfolgreiche Partnerschaften
MCPs sind zwar sehr unterschiedlich, aber der Erfolg beruht auf drei zentralen Punkten:
1. Behaltet die Mission im Mittelpunkt.
Wenn Gemeinden mit sinkenden Zahlen konfrontiert sind, scheint es manchmal unvermeidlich, in den „Überlebensmodus“ zu verfallen. Nach Angaben von Terry Forke, dem Präsidenten des LCMS-Distrikts Montana, haben 57% der Gemeinden in Montana weniger als 50 Gottesdienstbesucher. „Es ist leicht, in den Überlebensmodus zu verfallen – ‚halte einfach die Türen offen, bis ich beerdigt werde‘.“
Aber Partnerschaften, die aus wirtschaftlicher Angst geschmiedet wurden, sind weder für den Erfolg noch für das Überleben geeignet.
„Die gesunde Einstellung ist: Wir können ein großes Gebiet abdecken und die Verkündigung des Evangeliums an verschiedenen Orten aufrechterhalten, und als Gemeinden wollen wir das gemeinsam tun“, so Forke.
Von Anfang an sollten die an der Partnerschaft beteiligten Gemeinden gemeinsam beten und das Wort Gottes studieren. „Sie werden darin viel über die Zusammenarbeit des Volkes Gottes finden“, sagte Galchutt.
2. Legt im Vorfeld klare Erwartungen fest.
MCPs sollten im Voraus einen detaillierten und einheitlichen Plan erstellen, in der Regel in Form einer Mehrpunkt-Gemeindevereinbarung. Ein Muster für eine solche Vereinbarung ist im LCMS Council of Presidents Manual enthalten, das Folgendes umfasst:[6]
- pastorale Pflichten und Erwartungen;
- Ausgaben der Kirchengemeinde;
- Gottesdienstzeiten; und
- die Struktur und Organisation der MCP.
„Pastoren können kommen und gehen“, sagte Pastor Dwayne Lueck, Präsident des LCMS-Distrikts North Wisconsin, daher ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Gemeindeleiter mit allem einverstanden sind.
3. Kommuniziert klar und deutlich.
Partnerschaften gedeihen, wenn alles offengelegt wird.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass es keine versteckten Pläne gibt“, sagte Pastor John Pingel, Präsident des LCMS Eastern District. „Alle Themen sollten offen auf den Tisch gelegt werden. … Wir müssen ehrlich miteinander umgehen.“
Der beste Weg, dies zu tun, ist die Förderung persönlicher Beziehungen zwischen den Gemeinden, insbesondere zwischen ihren Leitern. Regelmäßige Treffen der Gemeindeleitung sind wichtig, und regelmäßige Gemeinschaftsveranstaltungen für die Gemeinden sind sehr hilfreich.
Auch die Kommunikation des Pastors ist entscheidend. Er kann zum Beispiel in jeder Gemeinde regelmäßige „Sprechstunden“ abhalten und diese Zeiten im Gemeindeblatt bekannt geben.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Mai-Ausgabe 2023 von The Lutheran Witness und wurde hier mit Genehmigung abgedruckt. Teil 2 dieses Artikels erscheint in der nächsten BLK-Ausgabe.
[1] Pew Research, „Which U.S. religious groups are oldest and youngest?“ pewresearch.org.
[2] LCMS Rosters and Statistics, „Analysis of Ordained Ministers: Age, Status, Calls, Retention and Placement“, September 2022.
[3] MCPs werden oft als „Doppelgemeinden“ bezeichnet, aber in diesem Artikel wird der offizielle Begriff „Multi-Congregation Parish“ verwendet, da einige drei oder vier Gemeinden umfassen.
[4] LCMS Rosters and Statistics, „LCMS Multi-Congregation Parishes,“ Feb. 28, 2023.
[5] Galchutt ist jetzt Exekutivdirektor des LCMS Office of National Mission.
[6] Dies ist online als Teil der Partnerschaftsressourcen des LCMS-Distrikts Kansas verfügbar.