Christliche Apologetik. Warum hoffen wir? Vielleicht hoffen wir, weil wir gern einen positiven Blick aufs Leben haben.
Vielleicht hoffen wir, weil wir Angst vor der Alternative haben – Hoffnungslosigkeit. Oder wir hoffen einfach, weil die Bibel es uns sagt. Wie wir diese Frage – warum hoffen wir? – beantworten sagt viel über unseren Glauben aus. Der Apostel Petrus fordert die Gemeinden in Kleinasien und auch uns heute auf, allezeit bereit zu sein zur Verantwortung vor jedermann, der von uns Rechenschaft (απολογία, eine mündliche Verteidigung, besonders im Gericht) fordert über die Hoffnung, die in uns ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht (1. Petrus 3,15f.).
Im Juli dieses Jahres hatte ich Dank der Großzügigkeit eines US-Amerikanischen Sponsors und der Vermittlung eines amerikanischen Studienfreundes – Brandt Klawitter – die Gelegenheit, an der Apologetik Akademie 2019 teilzunehmen. Diese Akademie findet jährlich im europäischen Sommer in Räumen der Universität Straßburg, Frankreich, statt (weitere Informationen unter: www.apologeticsacademy.eu). Ziel der zweiwöchigen Sitzung ist es, die 20 Teilnehmer aus aller Welt in die Lage zu versetzen, den historischen biblischen Glauben in einem zunehmend säkularen Zeitalter zu verteidigen, das keine solide Grundlage für Menschenrechte bietet. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Bereichen: Wissenschaftler, Lehrer, Pastoren, Juristen usw. waren dabei. Die Akademie ist durch die Concordia University Wisconsin akkreditiert, und die zu erreichenden Abschlüsse reichen vom Zertifikat bis zum Master in Apologetik. Die Lehrer haben einen juristischen und wissenschaftlichen Hintergrund und sind selbst zum historischen, biblischen Glauben gekommen, indem sie den Beweisen dafür nachgegangen sind.
John Warwick Montgomery ist unter anderem Theologe und Rechtsanwalt am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Craig Parton ist ein Prozessanwalt aus Santa Barbara in Kalifornien. Gerard Pech ist ein französischer Forschungswissenschaftler und Projektleiter, unter anderem bei der französischen Welt-raumagentur (CNES). John Feinberg ist ein Theologe aus Illinois, der sich auf die Frage nach „Gott, dem Bösen und dem Leiden“ spezialisiert hat. Willy Humbert ist Biologe an der Universität Straßburg. Die apologetischen Ansätze jedes Lehrers waren von den rechtlichen und wissenschaftlichen Instrumenten ihres jeweiligen Fachgebietes geprägt. Diese Vorgehensweisen sind möglich, weil Gott in seinem Wort (der Bibel) und in Jesus Christus, seinem Sohn (dem fleischgewordenen Wort), in die Natur- und Menschengeschichte eingetreten ist, Spuren hinterlassen hat, die wir wiederum mit unseren rechtlichen, historischen und wissenschaftlichen Methoden studieren und auswerten können. Der historische und überprüfbare Charakter der zentralen, christlichen Glaubenssätze unterscheidet sich von anderen Religionen, die in der Regel auf der Prämisse beruhen, dass Menschen versuchen, zu einer mehr göttlichen, spirituellen, ätherischen Ebene aufzusteigen, und nicht umgekehrt.
Die Ansprüche der christlichen Hoffnung basieren auf dem Tod und der Auferstehung des Sohnes Gottes, Jesus Christus. Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Korinther, dass dein Glaube vergeblich ist, wenn Christus nicht auferstanden ist (1. Korinther 15,17). Die Auferstehung Christi ist der Stempel mit dem Gott die früheren Behauptungen Christi beglaubigt: Dass Er der Sohn Gottes ist, der in diese Welt kam, um sie vor dem zerstörerischen Einfluss von Sünde, Tod und Teufel zu retten. Wir haben durch das treue Zeugnis der Zeitgenossen Jesu und ihrer Gefährten von diesen Behauptungen Christi erfahren (Matthäus, der Steuereintreiber, Markus, ein enger Gefährte von Petrus, Lukas, der Arzt, ein enger Gefährte von Paulus und Johannes, dem geliebten Jünger unseres Herrn).
Ihr Zeugnis hat uns über Quellendokumente (die Evangelien) erreicht, die sogar lautstarke Gegner des historisch-christlichen Glaubens wie Bart Ehrmann als „die ältesten und besten Quellen, die wir haben, um über das Leben Jesu Bescheid zu wissen“ anerkennen. Die Evidenzgrundlage, die wir für das Leben Christi haben, ist derjenigen, die wir für andere Gestalten in der antiken Geschichte haben, bei weitem überlegen.
Ich teile zwei Beispiele einer evidenzbasierten Apologetik, die mir in Erinnerung geblieben ist, mit euch: Manchmal wird behauptet, die Auferstehung sei ein betrügerischer Versuch seitens der Jünger und frühen Kirche gewesen, den peinlichen Tod Jesu zu vertuschen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Menschen, die Betrug begehen, dies aus finanziellen Gründen tun, oder um sich das Leben auf irgendeine Weise zu erleichtern – kurz gesagt, aus Gier. Aber wenn wir die frühe Kirche und die Erfahrungen der Jünger ehrlich betrachten, sehen wir, dass dies überhaupt nicht der Fall war. Keiner von ihnen wurde durch das Zeugnis des Evangeliums reich, und ihr Leben wurde definitiv nicht einfacher. Ihre Probleme wurden durch ihr Zeugnis vervielfacht. Alle Apostel – außer Johannes – wurden deswegen getötet.
Eine andere Beobachtung, die für die Tatsache der Auferstehung Jesu spricht, ist, dass es sich bei den ersten Zeugen um Frauen handelte. Im alten jüdischen Recht (wie auch heute in mancher arabischen Gesetzgebung) wurde das Zeugnis einer Frau – wenn überhaupt – nur halb so schwer gewogen wie das eines Mannes. Wenn die alte Kirche die Details der Auferstehung erfunden hätte, wäre es sehr dumm von ihr gewesen, als erste Zeugen Frauen zu nennen. Es ist daher viel wahrscheinlicher, dass die Evangelisten lediglich daran interessiert waren, die Ereignisse zu bezeugen, die sie oder ihre engen Mitarbeiter erlebten.
Es gibt auch negative Beispiele für christliche Apologetik. In den letzten zweihundert Jahren haben sich viele christliche Theologen und Bibelforscher für den Jesus der Bibel geschämt – für seine Auferstehung, seine Wunder, seine Annahme des Gesetzes und der Propheten als unfehlbares Wort Gottes usw. Sie versuchen daher, zu einem „Historischen“ Jesus zu gelangen. Einen „Jesus“, den sie hinter dem Text der Bibel suchen. Aber wegen des Mangels an Beweisen und Quellenmaterial sieht ihr „Jesus“ meistens wie ein „Jesus“ aus, den sie und der „Zeitgeist“, den sie leben, sich wünschen. Sicherlich ein netter und komfortabler „maßgeschneiderter Jesus“, aber kein besonders historischer oder wissenschaftlicher. Zu diesem Zweck wurden schon unzählige Bücher geschrieben und Bäume geopfert, was meiner Meinung nach häufig in eine diabolische Zeitverschwendung entartet.
Eine weitere mögliche Falle, die wir bei der Verteidigung des Glaubens vermeiden sollten, ist, dass wir sie in erster Linie auf persönliche Erfahrungen stützen. Hier einige Beispiele: Das Christentum ist wahr, weil es für mich funktioniert (gejobbt – wie wir in Südafrika sagen) hat. Es hat mir geholfen, eine Zeit der Trauer in meinem Leben zu überstehen. Es hat mir geholfen, gegen Sucht zu kämpfen. Es hilft mir, ein besserer Mensch zu sein. Es umgibt mich mit einer Gemeinschaft, die mich unterstützt. Obwohl all diese Dinge gut und ein Geschenk Gottes sind, bilden sie keine solide apologetische Grundlage.
Erstens können sie auch von Menschen erfahren werden, die einer anderen Religion angehören – z.B. Mitglieder einer muslimischen Glaubensgemeinschaft – oder einem sozialen Klub – einer engen Fußball- / Kampfkunst-Bruderschaft. Zweitens sind sie offen für den Einwand „Gut für dich. Es hat vielleicht für dich funktioniert, aber es geht mich nichts an.“ Der Anspruch Christi ist universell und sollte als solcher behandelt werden.
Die Aufgabe der evidenziellen Apologetik besteht daher darin, die Instrumente der rechtlichen, wissenschaftlichen und historischen Methoden zu nutzen, um den Weg von unserem Empfangen des Evangeliums bis zu seinem historischen Ursprung offen, ehrlich und überprüfbar nachzuweisen, und so die Hoffnung zu teilen, mit der wir durch seine Entdeckung beschenkt wurden. Und passt deshalb sehr gut zu meiner Aufgabe als Missionar. Oder besser gesagt in den Worten des heiligen Johannes: Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben (1. Johannes1,1f.) Oder Petrus: Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen (2. Petrus 1,16).