Wir glauben, lehren und bekennen… Was sagen die Lutherischen Bekenntnisschriften über die Taufe?
Martin Luther wurde einen Tag nach seiner Geburt, am 11. November 1483 (der Tag des St. Martin von Tours), getauft. Daher hat er auch den Namen Martin erhalten. Er war Gott immer dankbar, dass er so schnell bereits zur Taufe gebracht wurde, da er somit „nur einen Tag in der Hand des Teufels gewesen war.“
Unsere Kinder zu taufen ist nicht bloß eine „Option“. Es ist aber auch nicht bloß ein „Befehl“, den wir befolgen müssen. Nein, es ist vielmehr eine Verheißung Gottes, die Vergebung und ewiges Leben verspricht. Im Gespräch mit Nikodemus betont Jesus die Notwendigkeit der Wiedergeburt (Joh. 3). Das Leben, das wir von unseren Eltern empfangen haben, reicht nicht aus, uns in den Himmel zu bekommen, weil wir in Sünde geboren sind – wie unsere Eltern auch. Daher ist es nötig, die neue Geburt im Wasser und Geist zu empfangen, eine Wiedergeburt, die uns Leben schenkt – ewiges Leben.
Die Taufe scheint so einfach zu sein: eine Handvoll Wasser und einige Worte. Luther meinte einmal, dass wenn Gott eine Verheißung in einer so äußerlichen und lächerlichen Sache geben würde wie „einen Strohhalmen aufheben“, würde er es trotzdem machen – „um des Wortes und Zeichens willen Göttlicher Wahrheit und Gegenwärtigkeit“. Aber Gott hat seine Verheißung nicht in einen Strohhalm gegeben, sondern im Wasser und Wort. Daher glauben wir Gottes Verheißung und tun seinen Willen.
Im Kleinen Katechismus fasst Luther die Taufe in vier Fragen und Antworten zusammen. Dabei zitiert er immer die entsprechenden Bibelstellen um das, was er geschrieben hat, zu bestätigen und zu untermauern. Die vier Fragen sind: 1) Was ist die Taufe? 2) Was gibt oder nützt die Taufe? 3) Wie kann Wasser solch große Dinge tun? 4) Was bedeutet denn solch Wassertaufen? Zusammenfassend kann gesagt werden: Wir haben einen Befehl und eine Verheißung Gottes, dass wir alle Menschen taufen sollen zur Vergebung der Sünde; dass das Wort Gottes, welches „mit und bei dem Wasser ist“ diese großen Dinge tut, und der Glaube diesem Wort Gottes im Wasser vertraut; dass die Taufe eine tägliche Reue und Buße ist, indem wir umkehren, glauben und ein neues Leben durch Gottes Gnade erhalten.
Im Großen Katechismus vertieft Luther das Thema der Taufe weiter: „Wenn ich getauft bin, habe ich die Verheißung dass ich gerettet bin und das ewige Leben habe. … Das ist ein Schatz, der größer und edler ist als Himmel und Erde … Somit siehst du klar, dass es sich da um kein Werk handelt, das von uns getan werden könnte, sondern um einen Schatz, den er uns gibt und den der Glaube ergreift, ebensogut wie der Herr Christus am Kreuz nicht ein Werk ist, sondern ein Schatz, der im Wort gefasst und uns vorgestellt und durch den Glauben empfangen wird.
Darum soll jeder die Taufe als sein tägliches Kleid ansehen, in dem er immerfort gehen soll; er soll sich allezeit im Glauben und seinen Früchten finden lassen, um den alten Menschen zu dämpfen und am neuen Menschen zu wachsen.“
Im Augsburger Bekenntnis wird Taufe mit der Erbsünde in Verbindung gebracht. In Artikel 2 heißt es: „Weiter wird bei uns gelehrt, dass nach Adams Fall alle natürlich geborenen Menschen in Sünde empfangen und geboren werden, das heißt, dass sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben können, ferner dass auch diese angeborene Seuche und Erbsünde wirklich Sünde ist und daher alle die unter den ewigen Gotteszorn verdammt, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wieder neu geboren werden.“ Und in Artikel 9 heißt es: „Von der Taufe wird gelehrt, dass sie heilsnotwendig ist und dass durch sie Gnade geboten wird; dass man auch die Kinder taufen soll, die durch die Taufe Gott überantwortet und gefällig werden (d.h. in die Gnade Gottes aufgenommen werden).“
Bald nach Beginn der Reformation traten auch andere Reformatoren in Erscheinung. Einer der großen Unterschiede zwischen diesen Reformatoren und Luther lag in dem Verständnis der Taufe. Die anderen behaupteten nämlich, dass die Kindertaufe nicht gültig sei. Sie behaupteten, dass die Taufe eine bewusste Entscheidung voraussetzt und dass Kinder die Taufe nicht nötig hätten. Sie verleugneten die Erbsünde und die Tatsachte, dass in der Taufe Sünden vergeben werden. Sie behaupteten die Taufe sei nur ein Symbol. Und sie begannen Menschen wiederzutaufen. Luther positionierte sich vehement gegen diese sogenannten „Anabaptisten“. Viele Kirchen praktizieren heute die Wiedertaufe, und vertrauen dabei mehr auf die persönliche Entscheidung für Gott als auf das Wort und die Verheißung Gottes.
Wir als Lutheraner halten am Wort Gottes, wie es in den lutherischen Bekenntnisschriften ausgelegt wird, fest. Wir trösten uns täglich an unser Taufe! Lasst uns daher auch weiterhin unsere Kinder und Patenkinder in die gnädigen Arme Jesu bringen, damit sie durch Wort und Wasser in das Reich Christi aufgenommen werden. Gottes Verheißungen bleiben gültig!
Pastor Dr. Walter Winterle, Kapstadt (Übersetzung: Roland Johannes)