Mitarbeitertreffen von LCSA und FELSISA – in Wartburg – 8.-10. Januar 2018
Wer die Geschichte der FELSISA kennt, weiß, dass vor vielen Jahren regelmäßig gemeinsame Konferenzen zwischen Pastoren und Missionaren der FELSISA und der LKM stattfanden, und derartige Treffen mitunter auch mit Geistlichen aus der LCSA abgehalten wurden. Über die Jahre fanden solche Veranstaltungen jedoch immer seltener statt. Obwohl es seit dem Jahr 2000 wieder regelmäßig auf regionaler Ebene zu Treffen und Begegnungen unter den Geistlichen kam, liegt der letzte gemeinsame synodale Pastorenkonferenz der LCSA und der FELSISA mittlerweile sage und schreibe mehr als 25 Jahre zurück. Umso erfreulicher ist es, dass es in den jüngsten Tagen wieder erstmals zu einer Begegnung kam – zwar nicht zu einem Pastorenkonferenz als solchem, dafür aber zu einer ersten gemeinsamen Aussprache zum Thema Versöhnung. Unmittelbarer Anlass dazu war die FELSISA Synode 2016, auf der die sog. Trilaterale Kommission zu Apartheid (unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Werner Klän (SELK) und zusammengesetzt aus Vertretern der LKM, der FELSISA und der LCSA) ihren Abschlussbericht hielt und dabei zu weiteren Begegnungen und engerer Zusammenarbeit zwischen der FELSISA und der LCSA anregte. Angesichts der Fülle von anfallenden Festen und Jubiläen gelang es den Schwesterkirchen leider nicht, 2017 einen passenden Termin zu finden, jedoch bot sich Anfang Januar 2018 die Gelegenheit zu einer ersten Aussprache, die beide Kirchenleitungen dann auch für wünschenswert und nötig erklärten und gerne wahrnehmen wollten.
Für die von den Bischöfen Maragelo und Reinstorf gemeinsam geplante Tagung wurde es für gut erachtet, externe, mit der südafrikanischen Geschichte und Lage unmittelbar vertraute Prozessbegleiter zwecks Vermittlung hinzuzuziehen, um dem Verdacht etwaiger Befangenheit bei der Leitung solcher Gespräche vorzubeugen, und es den Bischöfen zu ermöglichen, in persönlicher Eigenschaft an der Aussprache teilzunehmen. Dankenswerterweise gelang es den Organisatoren dann auch, die im hiesigen Umfeld bewährten Vermittler Dr. Kobus Gerber und Rev. Sikawu Makubalo für das Treffen zu gewinnen. Deren Aufgabe war es nicht etwa, die Aussprache inhaltlich zu gestalten, sondern die versammelten Geistlichen der bekenntnislutherischen Schwesterkirchen möglichst direkt miteinander ins Gespräch zu bringen und die Aussprache behutsam zu begleiten, was ihnen auch gut gelang. Bei der Gestaltung wurden der Zeitplan kaum strukturiert und der Gesprächsverlauf bewusst ergebnisoffen gehalten.
Zu dem Treffen waren insgesamt 51 Teilnehmer aus den Pastorenschaften beider Kirchen angereist, die sich über die drei Tage rege an dem Austausch beteiligen und auch hin und wieder über persönliche Begegnungen besser kennenlernen konnten. Der offene Rahmen und die vertrauliche Atmosphäre ermöglichten es den Gesprächsteilnehmern, einander nicht nur Glaubensinhalte, sondern auch persönliche Erwartungen, Hoffnungen, Ängste, Werte, Erfahrungen und Gemeinsamkeiten mitzuteilen, sich wieder an die gemeinsame Glaubens- und Bekenntnisgrundlage zu erinnern und daran zu erfreuen, und durchweg gemeinsam Gottes Wort zu hören, zu singen und zu beten. Schließlich gingen beide Synoden aus missionarischen Bestrebungen der konkordienlutherischen Kirche des 19. und 20. Jahrhunderts hervor und blieben durch dieselben (vornehmlich in der Gestalt der Lutherischen Kirchenmission, d.h. in Partnerschaft mit der SELK) über viele Jahre bis heute miteinander verbunden; von Anfang an standen die Schwesterkirchen miteinander in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, verliehen ihr jedoch bisweilen kaum sichtbaren Ausdruck. Teilnehmern aus jeder Synode wurde bei der Aussprache gruppenweise Gelegenheit gegeben, den Verlauf der Kirchen- und Kontaktgeschichte aus jeweils eigener Perspektive zu besprechen und gewissermaßen Revue passieren zu lassen, um sich dann im Anschluss offen darüber auszutauschen. Man konnte in einer Atmosphäre des Vertrauens miteinander Freud und Leid ansprechen, sich über Vergangenheit und Gegenwart austauschen und gemeinsame Themen identifizieren, denen dringend Aufmerksamkeit zu schenken ist, bzw. bei denen der größte Handlungsbedarf besteht.
Zum Schluss der Tagung einigten die Teilnehmer sich auf eine gemeinsame Stellungnahme, in der Verlauf und Schwerpunkte der Gespräche im groben Rahmen festgehalten wurden. Es ist dabei zu betonen, dass diese Stellungnahme weder im Auftrag noch im Namen der beiden Schwesterkirchen formuliert und unterschrieben, sondern lediglich von den Anwesenden in persönlicher Eigenschaft verabschiedet wurde. Die Absicht dahinter war ebenfalls nicht, die Stellungnahme als Endergebnis von Gesprächen zum Thema Versöhnung oder Zusammenarbeit zu erachten, sondern sie eher als Vorlage und ersten Schritt auf dem Weg zur sichtbareren Ausgestaltung der bestehenden Gemeinschaft zu beschließen. Hoffnung dazu ergaben diese ersten tiefgehenden Gespräche durchaus. Für in Zukunft anfallende diesbezügliche Bestrebungen erbaten die anwesenden Geistlichen beider Kirchen zum Schluss Gottes Segen. Mit Dank gegen Gott den Herrn, die beiden Vermittler, den Organisatoren, den Köchinnen, den gastgebenden Gemeinden (Kirchdorf/Our Saviour) und den Teilnehmern klang das schöne Treffen mit einer gebührenden gemeinsamen Andacht aus.
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Ein Foto der Teilnehmer des Mitarbeitertreffen ist auf der zweitletzten Seite zu finden.
Dr. Karl Böhmer, Pretoria