Liebe Festgemeinde,
Ich stelle diesen Festvortrag, der auch schon Teil der Schlussandacht ist, an diesem Gedenktag des hundertjährigen Jubiläums der Posaunenfeste, unter Gottes Wort. Als erstes den 150. Psalm als Ganzes, nämlich: Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! 2Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! 3Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! 4Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! 5Lobet in mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! 6Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!
Und als zweites Wort, zwei Verse aus dem 98. Psalm, nämlich Vers 1: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Und, Vers 6:Mit Trompeten und Posaunen, jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Ihr Lieben, durch diese Worte Gottes sollen wir heute, und jeden Tag daran erinnert werden, das wir Menschen allen Grund haben, Gott immer wieder zu loben, für alles, was er ist, und alles, was er für, und an uns tut, und schon getan hat! Und dieses Gotteslob soll nicht nur mit unseren Stimmen zum Ausdruck gebracht werden, sondern auch mit Instrumenten aller Art, wie es uns im Psalm gesagt wird! Das Gotteslob gehört nämlich mit zum Gottesdienst, genau wie das Gebet, die Predigt, und die Sakramente!
In diesem Sinne waren da dann auch zwei wichtige Dinge, die die Brüder, P. Louis und P. Theodor Harms, unseren Vorfahren, vor 170 Jahren, in 1854, mit auf den Weg in das Missionsfeld, hier in Afrika, gegeben haben. Und das waren Gottes Wort, und das Gotteslob durch die Musik der Bläserchöre!
Aus den eben verlesenen Texten, finden wir auch, erstens, aus Ps. 150, den ersten Teil des 3. Verses, nämlich: Lobet ihn mit Posaunen, und den 6. Vers aus Psalm 98: Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König, als Leitsprüche über die Statuten unseres Posaunenverbands geschrieben. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass man dieses Gotteslob auch vor 100 Jahren, in 1924 schon, bei der Gründung unseres Posaunenverbands, immer noch ernst genommen hat. Und, weil diese Leitsprüche Gottes Wort sind, wollen sie auch heute noch, nach 100 Jahren, ihre Gültigkeit bei uns bestätigt wissen!
Ja, liebe Gemeinde, Gott loben, das ist unser Amt, heißt es im 5. Vers von einem bekannten Sonntagslied! In der Ausführung dieses Amtes sollen uns, neben den Orgeln, dem Gemeindegesang, und den Sängerchören, zusammen mit vielen anderen Musikinstrumenten, auch die Bläserchöre helfen.
Wenn wir uns nun heute besonders mit den Bläserchören beschäftigen, dann ist es wichtig, zu wissen, dass das Blasen auf Blechinstrumenten, wie wir sie hier vor uns haben, eine der jüngsten Formen des Gotteslobes in der christlichen Kirche ist. Obwohl da schon im Alten Testament vom Blasen auf Ramshörnern, z.B. im Tempel, die Rede ist, konnte man allerdings nie die vollen Tonleitern, in den verschiedenen Tonarten, auf solchen Hörnern spielen.
Auch in der Welt der geistlichen Chor- und Orchestermusik, z.B. bei Johann Sebastian Bach, gab es damals schon Trompeten, die aber alle grundsätzlich an eine Tonart, die durch ihre Länge bestimmt wurde, gebunden waren. Sie hatten auch noch keine Ventile, und keine Löcher, wie bei den Flöten. Die Töne, die in den hohen Obertonreihen der Naturtrompeten gespielt wurden, mussten mit den Lippen, alle einzeln, intoniert werden, um dadurch eine saubere Reihe von aufeinanderfolgenden Tönen, als Tonleiter zu spielen. Das war, und ist auch heute noch eine hohe Kunst, die das Trompetenspiel sehr kompliziert, und auch sehr exklusiv gemacht hat. Nur die allerwenigsten konnten das schaffen! Die sogenannten Naturtrompeten mit den Löchern, die man heutzutage in den Aufführungen von, z B Bachs Musik sieht, sind also auch schon eine modernere Version, von den obengenannten Naturtrompeten, die ursprünglich gebraucht wurden. Diese Trompeten waren also auf jeden Fall nicht für den Gebrauch in Bläserchören geeignet!
Die ersten Blechblasinstrumente, die das Blasen von vollständigen Tonleitern, schon in den niedrigeren Tonlagen, und auch in allen Tonarten möglich gemacht haben, waren die Zugposaunen. Deshalb hat man sie damals auch in allen Größen gebaut, von der kleinen Diskantposaune für die Sopranstimme, bis hin zur Kontrabassposaune. Aber, die Diskantposaune ist leider auch, besonders für die Amateure, bis heute noch, sehr schwer zu spielen. Deshalb hat sie sich auch nie richtig als Chorinstrument durchgesetzt. Aber dennoch konnten dadurch, damals, recht oder schlecht, vierstimmige Lieder, teils zum Mitsingen, von solchen Posaunenquartets, oder auch größeren, buchstäblichen Posaunenchören, gespielt werden.
Dieses Prinzip hat der Graf von Zinzendorf dann, um das Jahr 1730, in seiner Herrnhuter Brüdergemeinde, wahrscheinlich als Erster, in den Kirchlichen und Gottesdienstlichen Gebrauch eingeführt. Als dann aber, anfangs des 19. Jahrhunderts die Erweckungsbewegungen überall in Deutschland in Schwung kamen, wurde der kirchliche Einsatz von Bläserchören sehr bald eine allgemeine Tendenz.
Bis dahin hatte es dann aber auch schon wichtige Fortschritte in der Weiterentwickelung der Trompete gegeben. Dadurch wurde das Spielen dieser Instrumente, allmählich auch für die Amateure, möglich. Es gab inzwischen sog Klappentrompeten, die, ähnlich wie die Klarinetten und Saxophone, mit bis zu 8 oder 9 Klappen, das Spielen von tiefer liegenden Tonleitern möglich gemacht haben. Seit 1815 wurde da auch schon, besonders in Berlin, mit Ventilen für die Trompeten experimentiert. Erst um 1885 herum kam es dann aber schließlich zur allgemein brauchbaren Trompete, wie wir sie heute kennen. Seitdem kann man nun mit nur 3 Ventilen sämtliche Tonleitern vollständig spielen. Dieser letzte Schritt hat der Entwickelung der Bläserchöre sehr viel bedeutet und geholfen.
Zum Schluss hat man dann irgendwann auch, das genannte System mit den drei oder 4 Ventilen, auf die dazu gebauten Tenor- und Bassinstrumente übertragen, wie wir sie bis heute allgemein kennen.
Es gab dann aber trotzdem, auch wieder bei den Trompeten, noch ein Problem! Die Trompetenbläser mussten zu Anfang nämlich traditionell, alle ihre Noten nach der sog Militärgreifweise lesen und spielen. Das hatten sie aus der frühen Zeit der Trompeten Bläserei schon geerbt. Dadurch haben sie dann, nach der Klavier-, oder Kuhlo Schreibweise, alles einen Ton höher gespielt. Deshalb mussten unsere Bläser der 1. und 2. Stimme, die bei Theodor Harms gelernt, und nach seinen Notenbüchern, in der Militärgreifweise gespielt hatten, umdenken und transponieren, um ihre Noten dann alle einen Ton tiefer zu spielen. Nur so konnten sie nämlich mit den Tenor und Bassstimmen im Bläserchor, die ihre Noten immer schon in der Klavierschreibweise lesen, akustisch richtig klingen. Dieses Problem wurde anfangs dadurch gelöst, dass man die Noten umgeschrieben hat. Dann kam es aber doch bald dazu, dass die älteren Bläser in der 1. und 2. Stimme im Posaunenchor, umlernen mussten, während die Neuanfänger, von Anfang an schon ihre Griffweise nach der Kuhlo-, oder Klaviernotation gelernt haben.
Doch nun zur Geschichte von unserem Posaunenverband. Angefangen hat es in 1849 am Missionsseminar in Hermannsburg in Deutschland. Dort hatte der Bruder von P. Louis Harms, nämlich P. Theodor Harms, der selber das Blasen bei einem alten Jäger gelernt hatte, einen Bläserchor mit den 12 Theologiestudenten in dem ersten Kursus, gegründet. Dort haben sie zuerst auch noch auf Klappentrompeten gespielt! Durch diesen Chor der Studenten, den P. Louis Harms dann zu seinen Missionsfesten, zum Begleiten der Gesänge mitgenommen hatte, hat sich das Blasen von Chorälen und anderer geistlichen Musik sehr schnell in der Lüneburger Heide verbreitet. Viele Chöre sind nach und nach daraus entstanden. Und, am 11. August in diesem Jahr, findet deshalb auch in Hermannsburg in Deutschland ein Bläserfest, zum Gedenken des 175 jährigen Bestehens der Bläserarbeit dort, statt.
Durch die anhaltende Bläserarbeit am Missionsseminar in Deutschland, kam es dann dazu, dass über die Jahre die meisten der Missionare, und auch viele der Kolonisten, die hier nach Südafrika kamen, blasen konnten. Und sie haben an ihrem neuen Standort in Hermannsburg, in Südafrika, wohl als erster Bläserchor in diesem Teil des Landes, seit 1854, oft und kräftig geblasen. Sie haben sich dann später auch bald wieder, durch die Ausbreitung der Missionsarbeit, zu Chören in den neugegründeten Gemeinden, zusammengefunden. In unserem Kreis wurde daraus z.B. in 1883 der Chor in Lüneburg gegründet. In 1885 entstand dann der Chor in Kirchdorf, und in 1897 der Chor in Uelzen. In 1909, das war nach dem 2. Burenkrieg mit seinen zerstörerischen Folgen, folgte dann noch der Chor in Wittenberg. Dieses waren dann auch die Chöre, die sozusagen von Anfang an, seit dem ersten Posaunenfest in 1924, mit dabei waren.
Ihr Lieben, wenn wir heute nun unsere Entstehungsgeschichte bedenken, sollten wir dabei eines nicht vergessen. Wir sind nämlich, zusammen mit den Verbänden der NELCSA, der LCSA und auch der ELCSA, aus dem einen Stamm der Hermannsburger Missionsbewegung von P. Louis Harms, unter dem Einsatz seines Bruders Theodor, entstanden. Und deshalb dürfen und sollen wir einander anerkennen, und die Zusammenarbeit untereinander auch gerne fördern.
An dieser Stelle möchte ich dann auch gleich noch ein Missverständnis berichtigen, das mir beim Lesen der Geschichte unserer Posaunenchöre, Band 2, aufgefallen ist. Unsere Geschichte, hat, wie schon gesagt, in 1849 im Missionsseminar in Hermannsburg, in Deutschland, unter der Leitung von P. Theodor Harms, der dort selbstständig gehandelt hatte, angefangen. Sie hatte also von Anfang an nichts, mit weder P. Eduard Kuhlo, noch mit dessen Sohn, P. Johannes Kuhlo, und ihrer Bläserarbeit in Minden/Ravensberg in Westfahlen in Deutschland, zu tun! P. Johannes Kuhlo wurde sowieso erst in 1856 geboren, und zu der Zeit wurde da nicht nur in der Lüneburger Heide, sondern sogar auch hier, in Hermannsburg, in Südafrika, schon geblasen!
Pastor Johannes Kuhlo hat unsere Arbeit aber sehr wesentlich beeinflusst dadurch, dass er uns erstens, von der Militärschreibweise bei den Noten der Sopran- und Altstimmen, zu der Klavierschreibweise dieser Noten, gebracht hat. Das bedeutet, dass wir seitdem im Bläserchor, nun die Noten, wie sie die Orgeln spielen, und wie die Sängerchöre sie singen, auch genauso übernehmen können. Und zweitens hat P. Johannes Kuhlo auch ein reiches Werk an Notenmaterial zusammengestellt, und uns dieses hinterlassen! Dafür sollen wir ihm dankbar sein, und auf dieser Basis auch gerne weiterbauen!
Ihr Lieben, die Geschichte lehrt uns aber auch, dass Gemeinden, und deshalb auch die Bläserchöre kommen, und auch wieder gehen können. Wo immer ein bläserisch geschulter Pastor oder Laie in einer neu gegründeten Gemeinde mit dabei war, entstand sehr bald auch ein Bläserchor. Sobald diese Person aber versetzt wurde, oder aus anderen Gründen ihren Standort verlassen musste, oder, wenn da nicht mehr genügend Bläser waren, konnte und kann das angefangene Werk leider auch sehr leicht wieder einschlafen. So war, und ist es auch heute noch bei uns! Bald nach der Gründung unseres Verbands, in 1924, gab es von 1926 an, noch einen 5. Bläserchor aus der derzeitigen Gemeinde, Eschede im Verband. Dieser Chor ist dann aber, durch die Auflösung der Gemeinde in 1936, auch wieder aufgelöst worden. Und zwischen 1935 und 1937 wirkte da auch ein 6. Chor aus der Umgebung von Pomeroy im Posaunenverband mit, der dann, irgendwann in 1937 auch wieder aufgelöst wurde.
Auf der positiven Seite durfte der Verband aber, durch Gottes Gnade, in den Jahren seit 1950 ein gutes Wachstum verzeichnen. Aus den anfänglichen 4 Chören sind wir, über die nächsten Jahre, durch die Gründung neuer Gemeinden, 14 Chöre geworden. 93 Posaunenfeste durften schon, durch Gottes Gnade, gefeiert werden! Wegen dem 2. Weltkrieg und Covid haben wir ja 7 Jahre lang, keine Posaunenfeste feiern können! Besonders in den Anfangsjahren haben diese Feste, neben dem gemeinsamen Gotteslob, auch sehr zum Kennenlernen der Synodalglieder untereinander, und so zur Synodalen Einmütigkeit, geführt!
Und so stehen unser Auftrag, und unser Amt des Gotteslobes, immer noch fest! Wir sollen alle miteinander, hier beim Posaunenfest, und von morgen an auch immer wieder, an jedem Tag, unsern Gott anbeten, ihn loben und ihm danken, für alles, das er an, und für uns tut, und schon getan hat! Das sollen wir auch tun, dadurch, dass wir im Gottesdienst am Sonntag bewusst bei den Gesängen und in der Liturgie mitsingen. Dadurch soll uns nämlich, durch die Texte, die dabei gesungen werden, eine Botschaft fürs christliche Leben, während der Woche, mitgegeben werden. Und, wenn da am Sonntag in der Pause, oder auch, vor und nach dem Gottesdienst, der Posaunenchor Lieder und Melodien zum Sonntagsthema spielt, ist das nicht nur eine Geräuschkulisse, die uns eigentlich nur bei der Unterhaltung stört, nach dem Motto, je lauter der Chor bläst, je lauter reden wir!! Nein! Wir sollten immer wieder, in diesen paar Minuten, schweigen, und aktiv zuhören, weil auch dieses Blasen, Teil unseres gemeinsamen Gotteslobes sein will. Dadurch soll die Botschaft des Gottesdienstes uns noch einmal ins Gedächtnis gerufen, und dort gefestigt werden. So können und sollen wir sie, auch in die Woche mit hineinnehmen!
Ihr Lieben, möge Gott es geben, dass dieses Jubiläumsfest, uns auch heute wieder daran erinnert, dass unser Gotteslob nicht nur für den Sonntag reserviert ist, sondern, dass es auch für alle Tage der Woche, gemeint ist! Und, mögen wir dann auch alle, aktiver daran teilnehmen!
Ich danke für eure Aufmerksamkeit.
Schlusshandlung:
Lasst uns beten: Lieber Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du über die vergangenen hundert Jahre unseren Posaunenverband mit deinem Segen geleitet hast.
Wir danken dir, dass du unsere Lob-, Bitt- und Danklieder, über die Jahre, und auch heute wieder, gnädiglich angenommen hast, und uns oftmals auch das Gelingen dazu geschenkt hast.
Nun bitten wir dich, bleib auch bei uns in den Jahren, die vor uns liegen.
Bewahre uns vor Uneinigkeit und Streit, vor Unruhen im Land, und Kriegen in der Welt, die sich zerstörerisch auf unseren Dienst auswirken können, und lass dir allezeit unser Lob gefallen.
Segne du auch alle, die sich an diesem Werk in den Posaunenchören beteiligen, und schenk ihnen viel Freude dabei, und, wenn es sein darf, auch gutes Gelingen.
Sei auch mit deinem Schutz bei uns allen auf der Heimreise, und gib, dass wir alle unsere jeweiligen Ziele, wohlerhalten erreichen können.
„Ach, nimm das arme Lob auf Erden, mein Gott in allen Gnaden hin. Im Himmel soll es besser werden, wenn ich bei deinen Engeln bin. Da sing ich dir im höhern Chor, viel tausend Halleluja vor.“