Was ist das? Gott gibt das tägliche Brot auch ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er’s uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot.
„Festlose Zeit“ – so heißt die Zeit zwischen Pfingsten und Advent in der Sprache der Kirche. Es ist die Zeit des Normalen, des Alltäglichen. Eine gute Zeit auch über etwas anderes ganz normales nachzudenken: Brot. Falls du nicht zu den „Banting“ Anhängern gehörst, macht Brot wahrscheinlich einen wesentlichen Teil deiner Diät aus. Wie bei vielen Leuten in den letzten Jahrtausenden. Deshalb kommt Jesus – als seine Jünger ihn fragen, „Herr lehre uns beten“ – auch auf Brot zu sprechen (Siehe Lukas 11 und Matthäus 6). Im Gebet wenden wir uns an Gott und erwarten alles Gute von ihm, auch das, was wir zum täglichen Leben brauchen – Brot.
Thank you for reading this post, don't forget to subscribe!Luther stellt in seiner Erklärung zur vierten Bitte die Frage: Was heißt denn tägliches Brot? Und beantwortet sie auch gleich: Alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen. Für Luther steht das tägliche Brot für alles Materielle, was wir zum Überleben brauchen. Essen ja, heute würden wir Autos, Handys und Alarmsysteme hinzufügen. Gott kümmert sich um uns mit all diesen Sachen. Er kümmert sich sogar auch um alle bösen Menschen. Er weiß besser über unsere Bedürfnisse Be-scheid als wir selbst. Weshalb beten wir dann noch? Weil er uns sagt dass wir beten sollen. Beten ist Übung im Glauben. Wir lernen uns an Gott zu wenden, von ihm alles Gute zu erwarten, bewusst seine Gaben zu empfangen und ihm dafür zu danken und zu loben.
Vielleicht ist an der Aufregung der „Banter“ doch etwas dran. Kippen auch wir unser Essen im Alltag ohne Sinn und Verstand in uns hinein? Vielleicht sind wir uns dabei nicht im Klaren wo das Essen herkommt und was es mit uns und dem Rest von Gottes Schöpfung macht. Uns beim Essen gemeinsam im Gebet an Gott zu wenden ist eine gute Gelegenheit, der Tendenz des gedankenlosen Konsumierens entgegenzuwirken. Es macht zugleich auf eine weitere Tatsache aufmerksam: Essen hat mit Gemeinschaft zu tun. Bei einem Brotbackkursus in unserer Gemeinde haben wir gelernt, dass bis vor 50 Jahren die Frauen in vielen deutschen Dörfern zweimal im Monat zusammenkamen, um in einem Gemeinschaftsofen ihr Brot zu backen. Für sie hieß Brot auch Gemeinschaft.
Das bringt mich zum Abschluss, den ich einleiten will mit einem Witz der einem Kosthauskind zugeschrieben wird: „Herr, segne dieses Essen und vergib den Händen, die es vorbereitet haben.“ Kosthauskinder sind berüchtigt für ihre Undankbarkeit, aber vielleicht steckt doch ein Kern Wahrheit drin. Jesus zitiert in Matthäus 4, 4 aus dem 5. Buch Mose gegen den Teufel, „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“ Der vierten Bitte folgt die fünfte: „Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Gott ist kein Geizhals. Er ist großzügig. Er versorgt uns nicht nur mit unserem täglichen Brot, sondern vergibt in seiner Kirche dir und allen Gläubigen reichlich und täglich alle Sünden (Kleiner Katechismus, 2. Hauptstück, 3. Artikel). Dazu nutzt er gern einfache Zutaten – Brot und Wein – gibt sein Wort dazu und voilà, er deckt unsere täglichen Bedürfnisse nach Vergebung, Identität und Gemeinschaft – mit ihm und mit einander. Uns bleibt nicht viel mehr übrig als uns an dieser Großzügigkeit Gottes zu freuen und ihm dafür zu danken. Unser Vater im Himmel, der sich nicht schämt auch in unser alltägliches Leben einzugreifen, um uns mit dem, was wir brauchen zu versorgen.
Amen.
Pastor Thomas Beneke, Newcastle