„HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Psalm 104,24)
Psalm 104 ist ein Lob an den Schöpfer des Himmels und der Erde und spiegelt das, was wir im ersten Kapitel der Bibel lesen, wider: Licht, Himmel, Winde, Erde, Wasser, Berge, Täler, Tiere, Vögel des Himmels, Früchte, Gras, Saat, Bäume, Mond, Sonne, wilde Tiere, Meer, Fische. Der Psalmist lobt alle diese großen und vielen Werke Gottes, jedoch nicht so, als wäre die Schöpfung abgehandelt oder als wäre der Schöpfer in den frühen Ruhestand gegangen. Ja, der Psalmbeter benennt zwar auch einige einmalige Schöpfungstaten, die Gott am Anfang der Welt gemacht hat: Du hast das Erdreich gegründet (V.5); du hast den Mond gemacht (V.19). Aber solche Aussagen in der Vergangenheitsform gibt es eher wenige. Der Psalmbeter malt uns vielmehr ein Bild vor Augen, wie Gott heute noch aktiv seine Schöpfung erhält. HERR, wie SIND deine Werke so groß und viel! Seht, wie der Psalmbeter die Werke Gottes in der Gegenwartsform benennt:
Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche (V.10-11). Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest (V.13). Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst (V.14), Du machst Finsternis, dass es Nacht wird (V.20); Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit (V.27). Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub (V.28). Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen (V.30).
Der Psalmbeter bekennt hier, dass unser Gott nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Erhalter allen Lebens ist – ja auch deines und meines Lebens! Mit Luthers Erklärung zum 1. Glaubensartikel bekennen wir genau dies: Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat … und noch erhält. Gott ist Tag und Nacht dabei, seine Schöpfung zu erhalten. Nein, unser Gott schläft und schlummert nicht. Deshalb, wenn um uns herum im Frühling alles wieder grün wird: Preist den Herrn! Wenn die Saat, die wir in den Boden pflanzen, wächst und gedeiht: Dankt dem Schöpfer!
Der Psalmbeter weiß aber auch, dass diese Schöpfung, die Gott ja so gut gemacht hat, nicht mehr perfekt ist. Er weiß, dass wir es gar nicht verdient haben, dass Gott uns so sehr segnet und mit seinen Gaben überschüttet. Nein, er weiß, dass wir seit dem Sündenfall in einer gefallenen Schöpfung leben, in der Tod und Leid um jeder Ecke lauern. Deswegen schaut er auch nach vorne und weist auf eine Zeit hin, in der diese gefallene Schöpfung wieder neu gemacht werden wird, wenn er sagt: Du machst neu die Gestalt der Erde (V.30). Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erden und die Gottlosen nicht mehr sein (V.35). Diese Neuschöpfung hat Gott durch seinen Sohn Jesus Christus schon in Gang gesetzt. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er den Kampf gegen Sünde, Tod und Teufel gewonnen und den Sieg verkündigt. Durch deine Taufe wurdest auch du neu geschaffen, indem du mit Christus durch die Taufe in den Tod begraben wurdest. Dadurch hast auch du Anteil an seiner Auferstehung bekommen. Und so stellt Gott deine verlorene Gottesebenbildlichkeit wieder her. Auch nach deiner Neuschöpfung in der Taufe setzt Gott sein Werk in dir fort. Durch seine Gnadengaben – sein Wort, seine Absolution und sein Abendmahl – erhält er uns gnädig durch seinen Heiligen Geist im Glauben. Und obwohl wir noch in dieser gefallenen Schöpfung leben, dürfen wir jetzt schon, als geheiligte, neue Menschen, dem Tag entgegengehen, an dem wir, von dieser vergänglichen Welt befreit, ihn loben und preisen dürfen in Ewigkeit. Amen.
Pastor Andreas Albers, Wartburg