Nach vielen Wochen der Vorbereitung, des Probens und Übens war es endlich mal wieder so weit. Auf gings nach Lüneburg zum 76. Jugendtag.
Doch bevor es mit vollem Schwung losgehen konnte, musste noch eine Singprobe ertragen werden. Dass das, nach einer langen Reise, nicht der größte Traum vieler Jugendlichen war, ist kein Geheimnis. Aber trotzdem schaffte der Jugendchorleiter, Herr Bernhard Böhmer, es wieder einmal, die Stimmen aus uns heraus zu locken. Darauf folgte ein geselliger Abend ums Feuer in der neu-renovierten „Lapa“ der Lüneburger Jugend.
Am Samstagmorgen wurden wir früh von einem weiß gefrorenen Gelände begrüßt, doch Frühstück und Kaffee sorgten schnell dafür, dass die Stimmen und Gemüter sich auftauten, rechtzeitig zur allerletzten Singprobe, wo alle, die am vorigen Abend nicht dabei waren, auch nochmal die Noten kurz entzifferten. Um pünktlich 9:00 Uhr fing das Programm mit dem Morgengottesdienst an, der durch die musikalische Begleitung vom Jugend- und Bläserchor verschönert wurde. Mit diesen Liedern priesen wir unseren Herrn, und mit manchen Texten verkündeten wir die erlösende Botschaft vom Evangelium, z.B. Albert Freys „Siehst du das Lamm“. Im Gottesdienst wurden auch vier Personen in ihre neuen Ämter in der synodalen Jugendarbeit eingesegnet: als zweiter Vize-Jugendpastor: Tobias Ahlers, als Jugendchorleiter: Rainer Johannes, als Jugendsekretärin: Michelle Niebuhr und als Jugendsportleiter: Herold Klingenberg.
Nach einer 20 Minuten Pause ging die zweite Hälfte etwas weltlicher los. Der Kinderchor brachte mit seinem Singen Freude in das ganze Zelt und machte Hoffnung auf eine wachsende Jugend in der Zukunft. Es folgten die Einzelchöre aus Durban/Kapstadt/Shelley-Beach/Pietermaritzburg, Kirchdorf/Greytown, Wittenberg/Augsburg, Arcadia und zuletzt die gastgebenden Lüneburger Jugend mit ihrer umgedichteten Version vom „Südwester Lied“.
Die Volkslieder aus der zweiten Hälfte verlangten nicht so viele „pianos“, und das Zelt füllte sich mit den Stimmen der Jugend und Zuschauer, die alle begeistert mitsangen. Mit Liedern wie „Widele“, „Ambosspolka“ und „Ein Schlafsack und eine Gitarre“, lösten sich so manche steifen Gelenke und passten sich dem Takt an. Zum Schluss ertönte, wie schon so viele Jahre, das „Freunde hat man nie genug“ übers ganze Gelände, wobei jeder alle restliche Singkraft zum Vorschein holte.
Der Schluss der zweiten Hälfte brachte mit sich auch den Schluss einer Epoche, nämlich die von Herrn Bernhard Böhmer. Die genaue Anzahl seiner Dienstjahre ist noch umstritten, aber Eines ist sicher: Es waren viele. Ein Riesen-Dank gilt Bernhard für seine große Mühe, die er jahrelang mit Freuden in den Jugendchor gesteckt hat. Wir, als Jugendliche, haben ihm das Leben nicht immer leicht gemacht, aber er hat es trotzdem immer geschafft, die schönste Musik aus uns herauszukitzeln, so dass die Gänsehaut von der Kälte am Jugendtag nur noch vom Singen intensiviert wurde. Bernhard empfing als Abschied einen sehr verdienten „Standing Ovation“ vom Chor.
Mit der Melodie des Ausgangsstücks, der William Tell Ouvertüre, noch im Ohr, machte man sich zum Mittagessen zu einer kurzen Erfrischung auf. Dann gings direkt los zum zweiten Teil des Tages, der mit einer Polonaise begann. Es hüpfte so manches Paar im Takt zu den Bläsermärschen ums Feld herum, genau wie wir im letzten Lied gesungen haben: „Und findet eine Polonaise statt, ein jeder macht mit“.
Nachdem sich alle Läufer von der Polonaise daran gewöhnt haben, im Kreise zu laufen, konnte auch der Staffellauf stattfinden. Bei den Damen und Herren wurde für einen knappen Endspurt gesorgt, der so manchen Zuschauer von seinem Sitzplatz erhebt. Am Ende standen dann doch die Wittenberger Damen und Lüneburger Herren an erster Stelle.
In diesem Jahr hatten wir auch das Glück von besserem Wetter, bzw. einen sehr windstillen Tag, der das Volleyball spielen etwas weniger von einem Glückspiel machte. Nach zwei sehr intensiven Endspielen, in beiden Fällen zwischen Arcadia und Lüneburg, gewannen letztendlich die Lüneburger Damen und die Arcadia Herren.
Es geht ja auch kein Jugendtag vorbei an dem man sich nicht ordentlich (in einer Weise etwas brutal) bewerfen kann. Das Ball-übern-Strick bot dazu die optimale Gelegenheit, die alle Teilnehmer auch gründlich ausgenutzt haben. Die Sieger am Ende (bzw. die, die am Ende noch stehen blieben) waren, genau umgekehrt vom Volleyball, die Arcadia Damen sowie die Lüneburger Herren.
Während manche Herren sich gegenseitig mit der „Pille brannten“, spielten die etwas schnelleren (und vernünftigeren) Touch-Rugby. Es waren zwar nicht sehr viele Mannschaften eingeschrieben, aber es war trotzdem sehr interessant zuzuschauen. Im Finale, nachdem es nach der Vollzeit immer noch unentschieden war, ergriff Wittenberg beim „Sudden Death“ den Sieg gegen Arcadia.
Der Höhepunkt des Nachmittags war das Tauziehen, woran die Damen auch kurz teilnahmen. Die Wittenberger wollten ihren schwererworbenen zweijährigen Titel gerne mit einem Jahr verlängern und schafften es auch bis ins Finale. Womit sie aber nicht gerechnet haben, war, dass Arcadia in diesem Jahr auch – zur Abwechslung – für das Tauziehen geübt hat. Nach einem langen, harten Finale gingen der Titel sowie die Trophäe an Arcadia Jugend, wo er 9 Jahre her zum letzten Mal gesehen wurde.
Nach dem aufregenden Sportnachmittag versammelten sich alle in der Kirche zur Abendandacht, gehalten von Vikar Christian Straeuli, mit einer Auslegung des Psalm 145. Dieses bildete den offiziellen Schluss des Jugendtags für die Jugendlichen, aber der Tag war noch lange nicht vorbei. Das Feuer sorgte für Wärme und Atmosphäre und der Rest des Abends wird am besten mit den letzten Worten des Singens am Morgen zusammengefasst: „… bis morgen früh um vier“.
Kurz gesagt: es war „wragtag lekker“.
Gerhard Rencken, Pretoria