Am 31. August 2016 verstarb Pastor Günter Scharlach, der langjährige Seelsorger der Peter-Paul’s Gemeinde Lüneburg und frühere Präses der Freien Ev.- Luth. Synode in Südafrika (FELSISA) im 91. Lebensjahr.
Er wurde unter dem Geleit fast aller FELSISA Pastoren und einiger Geistlicher aus der Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika am 3. September auf dem Friedhof der Christusgemeinde Kirchdorf, Wartburg christlich zur letzten Ruhe gebettet.
Günter Friedrich Scharlach wurde als zweiter Sohn von Josef und Alma Scharlach am 1. November 1925 in Bochum, Deutschland geboren und am 29. November 1925 in den Namen des Dreieinigen Gottes getauft. Während seiner Konfirmandenzeit brach 1939 der zweite Weltkrieg aus. Die Verheißung seines Konfirmationsspruchs „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ (Jesaja 40, 31) wurde für ihn in den nächsten Jahren Wirklichkeit: 1942 wurde er Soldat, war an der Front, wurde dreimal verwundet und kam in Kriegsgefangenschaft. Sein älterer Bruder Werner fiel im Krieg.
Nach dem Krieg besuchte er die Berufs- und Fachschule in Hattingen mit dem Ziel, Elektroingenieur zu werden. Doch brach er die Ausbildung ab und meldete sich 1948 beim Missionsseminar in Bleckmar, wo er eine siebenjährige theologische Ausbildung erhielt. Er studierte ebenfalls in Oberursel und Hamburg. Sein Vikariat absolvierte er in Dreihausen in Hessen bei Pastor Adolf Heicke.
1955 nahm Günter Scharlach Abschied von Deutschland, was ihm nicht leicht fiel. Seine Heimatgemeinde verabschiedete ihn mit Apg. 4,20: „Wir können es ja nicht lassen, dass wir nicht reden sollten von dem, was wir gesehen und gehört haben.“ Kurz vor Weihnachten 1955 kam er zusammen mit den Missionaren Siegfried Damaske, Georg Schulz und Johannes Junker in Südafrika an. Im Januar 1956 wurde er von der Gemeinde Lüneburg als Pastor berufen. Bis zu seiner Ordination am Sonntag Quasimodogeniti 1956 war er Vikar bei Pastor Wiesinger in der Christusgemeinde Kirchdorf. Dort lernte er seine Frau Ingrid geb. Ringelmann kennen. Sie heirateten im Februar 1958. Ihre Ehe wurde mit zehn Kindern gesegnet, von denen ihm drei schon in die Ewigkeit vorausgegangen sind. 1960 wanderten Scharlach’s Eltern nach Südafrika aus, um bei ihrem Sohn und seiner Familie zu leben.
1962 wurde Günter Scharlach in den Synodalausschuss gewählt und kam später ebenfalls auf den Missionsbeirat. 1966 wurde er zum Vizepräses und 1971 zum Präses der FELSISA gewählt. Seine Amtsführung als Pastor und Präses war geprägt durch eine klare Bindung an die Heilige Schrift und das Lutherische Bekenntnis und die damit konsequenter Weise verbundene Abweisung aller falschen kirchlichen Unionen und Verbindungen. Das hat er unter anderem in seinen Kirchen- und Synodalberichten vor den Synodalversammlungen der FELSISA immer wieder klar zum Ausdruck gebracht und damit seiner Kirche deutlich den Weg gewiesen. Über den Abschnitt in der Geschichte der FELSISA, die er als Präses mitgestaltete, wurde in einer der letzten Ausgaben der „Bekennen-den Lutherischen Kirche“ berichtet (02/2016).
Als persönliche Bemerkung möchte ich hier einfügen, dass ich sein erster Vikar war (1974) und das Vorrecht hatte, von 1982 an acht Jahre lang mit ihm auf dem Synodalausschuss der FELSISA zu sein.
Das Amt als Pastor und Präses führte Günter Scharlach bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1990. Doch der Ruhestand war noch nichts für ihn. Freudig und im Bewusstsein des Jesajawortes „Hier bin ich, sende mich“, machte er in der Gemeinde Wittenberg Vertretung, betreute zwölf Jahre lang die Gemeinde Panbult und assistierte seinem Schwiegersohn Wilhelm Weber in Wittenberg bis Mitte 2002 als Hilfspastor. Danach hielt er noch regelmäßig Gottesdienste in den Gemeinden Newcastle und Vryheid, bis er im Jahre 2006 mit seiner Frau nach Wartburg zog. Auch in der Gemeinde Kirchdorf predigte er anfangs monatlich. Predigen, unterrichten, Versammlungen halten, Gemeindebesuche machen „über Staub und Stein“, das bestimmte die längste Zeit seines Lebens.
In letzter Zeit hat Günter Scharlach seine Lebenserinnerungen geschrieben, die in einigen Gemeindeblättern veröffentlicht wurden. Nachdem er im vorigen Jahr seinen 90. Geburtstag und in diesem Jahr sein 60. Ordinationsjubiläum bei relativ guter Gesundheit feiern konnte, durfte Günter Scharlach nach kurzer Zeit der Krankheit am frühen Morgen des 31. August 2016 friedlich entschlafen.
Dem Dreieinigen Gott sei gedankt für diesen seinen Diener, der in Seinem Auftrag so unermüdlich das getan hat, wozu er berufen war, nämlich das Wort von der Versöhnung zu predigen, Sünden zu vergeben und die Sakramente zu verwalten. Dabei folgte er stets zielgerichtet dem Willen Gottes des Herrn und ließ sich von diesem Weg durch nichts irremachen.
Im Zeichen der Gnade und des Kreuzes hat sein Leben begonnen, im Zeichen der Gnade und des Kreuzes wurde es vollendet. Auf diesem Weg galt für ihn: „Ich wandere meine Straße, die nach der Heimat führt, wo mich ohn’ alle Maße mein Vater trösten wird.“ Möge er nun schauen, was er geglaubt und allezeit deutlich verkündigt und gelebt hat.
Peter Ahlers, Präses (emeritus)
(unter Verwendung des von der Familie Scharlach aufgestellten Lebenslaufs)