Sängerfest 2016 in Wittenberg

An dem unerwartet feucht- und kühlen Wochenende des 2. Oktober 2016 versammelten sich zum alljährlichen Sängerfest aus vielen Ecken der Synode wieder begeisterte Sänger und Sängerinnen.

Bei ihrer Ankunft begrüßten Teilnehmer und Gäste freundliche Gesichter und eine gut vorbereitete Halle. Das von einigen mit entsprechender Kleidung unterschätzte Wetter lud dazu ein, die sprichwörtliche Wärme aus den Herzen strahlen zu lassen; außerdem gab es reichlich Kaffee, Tee und Kuchen, und schon bald war es gut sein und fühlte sich jede(r) wohl. Einen herzlichen Dank sei der Gemeinde Wittenberg für ihre Gastfreundschaft und die herzhafte Bewirtung ausgesprochen.

Die Chorvertreter hielten am Sonnabend die jährliche Versammlung. Nebst den Routine-Agendenpunkten wurde auch über das kommende Lutherjahr 2017 beratschlagt, in dem Jubiläen nicht nur der Reformation, sondern auch der Mission, der LCSA und der FELSISA anstehen. Die schmerzhafte Trennung der FELSISA aus der Hermannsburger Mission infolge der (kirchen)politischen Entwicklungen in Deutschland sollten uns wiederholt demütig stimmen und bedenken lassen, warum ein solcher Schritt und ein solches Bekenntnis nötig waren und immer noch sind (siehe Tagesthema unten).

In den zwei letzten Proben bereiteten sich daraufhin die Sänger auf den Gottesdienst vor; Thema des Tages: sola scriptura. Zusammen mit dem sola gratia (Thema des Sängerfestes 2015 in Durban), dem sola fide (Thema des Sängerfestes 2017 in Pretoria) und dem solus Christus fassen die reformatorischen solae die Grundsätze der Reformation und der reformatorischen Theologie zusammen. Sola scriptura heißt allein durch die Schrift.

Pastor Helmut Paul legte in der Predigt das auch vom Chor gesungene Wort Gottes aus Johannes 1 aus: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Er beschrieb wie Gottes Sohn Fleisch annahm und so zugleich vollkommen wahrer Gott (das Wort) und vollkommen wahrer Mensch (ward Fleisch)  wurde, in einer für uns unbegreiflichen und dennoch durch die Schrift bezeugten Weise. Das Wort ward Fleisch, nicht nur damals vor vielen Jahren, sondern, da er, Jesus Christus, in seinem verklärten (wahren) Leib zusehends aufgehoben wurde in den Himmel, so sitzt er auch jetzt als vollkommen wahrer Gott und vollkommen wahrer Mensch zur Rechten des Vaters und vertritt uns. Das Wort ward Fleisch: Vom Abendmahl spricht er: Das ist mein Leib und das ist mein Blut, und offenbart sich so, zusammen mit Worten aus Johannes 6,35 (Ich bin das Brot des Lebens) und Johannes 6,53 (Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch) als zugleich vollkommen wahrer Gott und vollkommen wahrer Mensch in einer uns unbegreiflichen und dennoch durch die Schrift bezeugten Weise. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. So singen auch wir nach jedem Abendmahl mit Simeon: …denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen

Nach der Pause hielt Pastor Matthias Albers das Wort zum Thema: Allein das Wort – die Heilige Schrift. Viele Kirchen meinen, ihre Lehren und Bekenntnisse – insofern diese systematisch ausformuliert wurden – in der Heiligen Schrift allein begründet zu haben. Dennoch sieht die Praxis alles andere als uniform aus, wobei sich die Frage erhebt, wie denn die Schrift richtig auszulegen sei. Es gehe also um den sog. Hermeneutischen Schlüssel. Hierauf antworteten die Reformatoren: sola scriptura. Die Schrift ist hell, deutlich und ihr eigener Ausleger: Schrift legt Schrift aus. Sie dulde keine als gleichwertig-eingestufte Tradition der katholischen Kirche. Auch sind direkte Eingebungen und Lebensanweisungen von Gott neben dem schriftlichen Zeugnis (wie sie die Charismatiker gern zu hören meinen) zurückzuweisen. Sola scriptura: Da wir Sünder sind, lieben wir Gott nicht von ganzem Herzen und mit allen Kräften, wie es das Gesetz uns gebietet. Der Sünde Sold ist der Tod, und fordert das Gesetz auch für unsere Sünde ein (nl. unser) Leben. Unser Herr Jesus Christus ward Fleisch und gab sein Leben an unserer Statt, damit wir den ewigen Tod nicht zu sterben brauchen, so wir das glauben und uns in diesen seinen Tod taufen lassen. So werden wir auch dermaleinst – wie er – zum Leben in einem verklärten Leib auferstehen.

Abschließend hielt der Verbandsleiter Manfred Johannes einen Beitrag über das Leben und Wirken Max Regers. Nichts ist schräge(r) als Rege(r) heiße es bei unseren Leuten. Dennoch waren die beiden im Programm enthaltenen Reger-Werke nicht allzu schräg und erfreuten sich sogar wesentlicher Beliebtheit. Mit dem Verbandsleiter Manfred Johannes – dem ein herzlicher Dank für seine Mühe und seinen Einsatz in der Chorarbeit unserer Synode ausgesprochen sei – danken wir Gott für diesen Tag mit noch einem soli der Reformation: Soli Deo Gloria — Gott allein die Ehre.         ■

Bernhard Böhmer, Pretoria

 

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