Am 14. November 2015 trafen sich 18 Personen in Panbult zu einer Organistentagung, angeboten vom Organistenverband der FELSISA.
Die Tagung wurde mit einer Andacht von Pastor Roland Johannes eröffnet. Aus seiner Erfahrung sind Organisten oft „soft targets“. Sie werden von allen Seiten kritisiert: „Zu schnell, zu langsam, zu laut, zu leise, falsche Melodie usw.“ Wenn man als Organist aufgrund dieser Kritik von Müdigkeit, Frustration oder sogar Resignation geplagt ist, soll man immer daran denken, dass man diesen Dienst nicht aus eigener Kraft verrichten kann.
Man soll vielmehr auf die Knie gehen und beten: „Es ist ja, Herr, dein Gschenk und Gab / mein Leib und Seel, als was ich hab / in diesem armen Leben. / Damit ichs brauch zum Lobe dein, / zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, / wollst mir dein Gnade geben.“ (LG 301,2)
Erst dann bekommt diese Aufgabe ihre wahre Bedeutung, ihr eigentliches Gewicht und ihre eigentliche Bestimmung: Nämlich da, wo der Organist seinen Dienst zum Lobe Gottes und zum Nutzen des Nächsten einsetzt. Der Herr hat Kraft und Mut für diese wichtige Aufgabe versprochen.
Anschließend hielt Dietrich Johannes einen Vortrag über Einleitungen/Vorspiele zum Gemeindegesang. Vorspiele zum Choral haben einen wesentlich anderen Charakter als Vor- oder Nachspiele zum Gottesdienst. Melodie, Tempo, sowie Charakter vom Inhalt des Gesanges müssen im Vorspiel deutlich erkennbar sein, damit die Gemeinde sich auf den Gesang vorbereiten kann.
Danach gab Dietrich an der Orgel praktische Beispiele wie die Orgel für gewisse Gesänge registriert werden könnte, damit die Klangfarbe, die Lautstärke und das Tempo dem Charakter des Gesanges entsprechen. Leider gibt es für Vorspiele von Gesängen nur wenig passendes Notenmaterial. Vor- und Nachspiele zum Gottesdienst gibt es mehr als genug. Im Internet gibt es eine Webseite, auf der ein zeitgenössischer französischer Komponist, Gaël Liardon, Vorspiele zur Verfügung gestellt hat, die sich für unsere Organisten sehr gut eignen. Einige dieser Vorspiele wurden von Dietrich an der Orgel vorgetragen.
Nach dem Vortrag fand auch die Jahreshauptversammlung des Organistenverbandes statt. Es wurde im Prinzip beschlossen, ein Vorspielbuch zum Choralbuch zusammenzustellen. Grundsätzlich sollen für jeden Choral zwei Vorspiele abgedruckt werden – eine etwas schwerere Fassung (wie die von Liardon), und eine Fassung, die sehr einfach gehalten ist. Für dieses aufwändige Projekt müssen jetzt geeignete Stücke gesammelt sowie Abdruckgenehmigungen eingeholt werden.
An der Versammlung wurde auch das Liturgiebuch, das vom Organistenverband gedruckt und Anfang des vorigen Jahres (2015) an alle Pastoren und Organisten verteilt wurde, noch einmal besprochen. In diesem Liturgiebuch werden die drei Gottesdienstformen, wie sie vorne in unserem Gesangbuch abgedruckt sind, in vierstimmiger Form wiedergegeben, damit die Organisten nicht mehr auf kopierte oder handgeschriebene Abschriften angewiesen sind. Dieses Liturgiebuch ist ganz auf das Gesangbuch abgestimmt. Somit kann die Gemeinde (und vor allem auch Gäste!) der Liturgie vorne im Gesangbuch folgen.
Eine Gemeinde wirkt eben dadurch gastfreundlich, wenn Gäste dem Gottesdienstverlauf im Gesangbuch folgen und aktiv am Gottesdienst teilnehmen können. Bei Trauungen, Beerdigungen, Konfirmationen, Synodalfesten usw. wird der liturgische Gesang ebenfalls erheblich dadurch gefördert, wenn alle Gottesdienstteilnehmer der Liturgie bzw. der Melodie im Gesangbuch folgen können. Dies gilt auch für Organisten, die in verschiedenen Gemeinden ihren Dienst tun, da sie sich nicht mehr auf die Eigenarten der jeweiligen Gemeinden umzustellen brauchen. Man kann als Organist dadurch mit viel mehr Überzeugung spielen. Das Gesangbuch (mit den Gottesdienstformen und Melodien) wurde vom Organistenverband als Grundlage für die Zusammenstellung eines ergänzenden vierstimmigen Choralbuchs gebraucht. Eine einheitliche Form der Melodien und der Liturgie in den verschiedenen Gemeinden wäre somit in jeder Hinsicht sehr vorteilhaft!
Bei der Versammlung fanden auch Neuwahlen statt. Der Vorstand wurde komplett wiedergewählt: Als Vorsitzender Ernst Heinrich Johannes (Panbult), als Stellvertreterin Ingrid Paul (Panbult) und als Kassen- und Schriftführerin Rosmarie Böhmer (Newcastle).
Allen Gemeinden, die den Organistenverband im vergangenen Jahr finanziell unterstütz haben, sei hiermit ganz herzlich gedankt. Weitere Beiträge sind immer willkommen. Ein herzlicher Dank geht auch an die Gemeinde Panbult für die Bewirtung und die Benutzung der Räumlichkeiten und der Orgel. ■
Ernst-Heinrich Johannes (Vorsitzender, Organistenverband der FELSISA)