Pastor Marlon Hiestermann hat während seines Zweiten Theologischen Examens eine Arbeit über die Konfirmation geschrieben.
Titel der Arbeit ist: „What are the purposes and functions of confirmation? A practical-theological investigation with a specific focus on the link to Baptism and confirmation’s status in the present-day FELSISA.“ Wer mehr über die Konfirmation und ihre Rolle heute in der Kirche erfahren will, ist hier am richtigen Ort.
Pastor Marlon, wo kommt dein Interesse an der Konfirmation her? Was hat dich bewegt, eine Arbeit über die Konfirmation zu schreiben?
Die Konfirmation spielt eine zentrale Rolle im Leben der Glieder unserer Synode. Jedoch wurde die Konfirmation weder von Christus eingesetzt, noch gibt es direkte Hinweise in der Bibel auf das, was wir ‚die Konfirmation‘ nennen. Während meines Vikariats erfuhr ich auch, dass es sehr unterschiedliche Erwartungen und Eindrücke von der Konfirmation gibt. Daher entwickelte sich bei mir die Frage: Wozu dient die Konfirmation, und was sind ihre Funktionen?
Bei der Konfirmation bekennt der Konfirmand oder die Konfirmandin selbst, was Eltern und Paten an ihrer Stelle bei der Taufe bekannt haben. Wie ist das Verhältnis zwischen Taufe und Konfirmation genauer zu beschreiben?
In meiner Arbeit konnte ich erforschen und darstellen, dass die Konfirmation sich aus der Taufliturgie der Alten Kirche heraus entwickelt hat. Was also ursprünglich Teil des Gottesdienstes bei der Taufe war – Handauflegung mit Zuspruch der Stärkung des Heiligen Geistes –, entwickelte sich zu einem selbständigen Gottesdienst. Die Spannung zwischen Konfirmation und Taufe besteht theologisch darin, dass die Konfirmation sich auf die Taufe bezieht, aber nichts zur Wirkung der Taufe hinzufügen kann. Pastor Wolfgang Krause hat es beim Pastorenkonvent von 1984 sehr schön gesagt: „Die Konfirmation darf nicht über die Taufe hinausgehen.“ Dementsprechend sagen die Ordnungen der FELSISA: „Die Konfirmation darf nicht als eine Bestätigung der Taufe verstanden werden. Die rettende Gnade der Taufe hat es nicht nötig durch eine menschliche Handlung bestätigt zu werden.“
Wozu dient die Konfirmation dann, wenn wir schon getauft worden sind?
Dazu geben die Ordnungen der FELSISA eine sehr gute Antwort: „Das Bekennen des Glaubens steht bei der Konfirmationshandlung im Mittelpunkt.“ Ein Christ, der als Säugling getauft worden ist, bekennt bei der Konfirmation seinen Glauben. Dieses Glaubensbekenntnis bringt zum Ausdruck, dass diese Person die wichtigen Inhalte des Glaubens gelernt hat. Der Konfirmand spricht also selber aus, dass er so glaubt, wie für ihn bei der Taufe durch Eltern und Paten bekannt wurde. Wir können die Konfirmation befürworten, wenn wir sie grundsätzlich als Tauferinnerung verstehen, wobei ein Christ in Erinnerung an seine Taufe seinen Glauben selber bekennt. Es gibt sehr viele Tauferinnerungen im Leben des Christen – jeder Moment der Reue und Buße ist eine Rückkehr in die Taufe. Die Konfirmation unterscheidet sich von anderen Tauferinnerungen nur darin, dass den Konfirmanden eine besondere, öffentliche Gelegenheit gegeben wird, ihren Glauben zu bezeugen.
Was ist die Rolle vom Konfirmandenunterricht in den Jahren vor der Konfirmation?
Der Unterricht bereitet Konfirmanden vor auf das bewusste, selbständige Bekenntnis des eigenen Glaubens bei der Konfirmation. Somit steht der Unterricht selbst in starker Verbundenheit mit der Taufe, weil Jesus Christus seine Kirche befohlen hat (Matthäus 28,19-20): „Gehet hin… und machet zu Jüngern alle Volker: Taufet sie auf dem Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Die wichtigsten Inhalte des christlichen Glaubens werden den Konfirmanden gelehrt. Diese Kenntnisse werden bei der Prüfung abgefragt. Darauf bekennen die Konfirmanden sich bei der Konfirmation wohlwissend zu dem Glauben, auf den sie getauft sind.
Gibt es andere wichtigste Aspekte bei der Konfirmation?
Der Zuspruch der Stärkung des Heiligen Geistes ist neben dem Glaubensbekenntnis der zweitwichtigste Teil des Konfirmationsgottesdienstes. Dazu sagen die Ordnungen der FELSISA: „Mit der Segnung empfangen die jungen Christen persönlich die Zusicherung des Beistands des Heiligen Geistes für ihr Leben.“ Ein wichtiger Aspekt ist weiterhin die Mündigkeit in der Gemeinde: Eine Person gilt von der Konfirmation ab als selbständig. Man hat beim Heranwachsen einen Punkt der Reife erreicht, wo man selber seinen Glauben bezeugt, und demgemäß in der Kirche eigene Verantwortung trägt. Auch findet die erste Teilnahme am Heiligen Abendmahl gewöhnlich bei der Konfirmation statt, da die Konfirmanden bei der Prüfung den Glauben bekannt haben, dass sie den wahren Leib und das wahre Blut unseres Herrn Jesus Christus im Abendmahl empfangen.
Kannst du in zwei oder drei Sätzen beschreiben, warum die Konfirmation heute noch wichtig ist?
Wenn du konfirmiert bist, bedeutet es, dass du an einem markierten Tag mit eigener Zunge den christlichen Glauben bezeugt hast. Darauf hast du bei der segnenden Handauflegung und bei der Zuteilung des Konfirmationsspruches Stärkung durch Gottes Wort für dein Glaubensleben bekommen. Die Tatsache, dass du konfirmiert bist, heißt, dass du Anerkennung bekommst als ein Christ mit Reife und Verantwortung. Nicht deine Eltern sind mehr zu fragen, was du glaubst, sondern in der Gemeinde und vor der Welt lieferst du als bekennender Christ selber Zeugnis über deinen Glauben.
Pastor Marlon Hiestermann ist zur Zeit Vertretungspastor in Uelzen.
(Die Fragen stellte Pastor Dr. Heinz Hiestermann, Greytown)