Interview with Bishop Helmut Paul

Kannst du uns mehr über deiner Person erzählen? Wo du aufgewachsen bist, über deine Familie, was deine Hobbys sind, usw.

Breda, so heißt die Baumwirtschaftsfarm, auf der ich aufgewachsen bin – ein Ort in der Nähe von Piet Retief. Als drittes von fünf Kindern war ich schön in der Mitte, bei vielem mittendrin und sage oft: ich wurde nicht zu streng erzogen, aber auch nicht verwöhnt. Ich war in Lüneburg an der Grundschule und ging dann in die technische Schule, Ligbron, in Ermelo. Meine Heimatgemeinde war Panbult, wo ich sowohl getauft als auch konfirmiert wurde. Von meinem Vater habe ich wohl die Liebe zum Sport, von meiner Mutter die Liebe zur Musik, durch das Theologiestudium dann die Liebe zum Lesen. Ich kann mir kaum eine Woche ohne diese drei Bereiche in meiner Freizeit vorstellen. Zu meiner Familie: Inzwischen staune ich immer wieder, wenn ich auf die Medical Aid Karte lese, dass da fünf „Dependants“ sind: Gisela, Kyle, Helen, Nina, Oliver. Also es geht weiter: schön mitten drin und immer umgeben von anderen.

Du bist Ehemann, vierfacher Vater, Gemeindepastor und nun auch Bischof. Wie ergeht es dir dabei?

Bei allem dankbar! Welch ein Vorrecht, das Leben mit einer anderen Person in der Ehe zu teilen, um gemeinsam Höhen zu feiern und Tiefen durchzustehen. Und dann Kinder, eine Gabe Gottes! Natürlich war das nicht immer leicht gewesen und ist es das weiterhin nicht, aber wiederum bin ich auch hier dankbar, insbesondere für Gisela, ihre Liebe, Geduld, Freude und Weisheit. Und ich bin zugleich dankbar für die Hilfe und Unterstützung der größeren Familie, die zunächst in Wittenberg überwiegend aus Pauls oder Prigges bestand und nun in Durban aus Hillermanns besteht. Dankbar bin ich auch für die Unterstützung von Gemeindegliedern, für Verständnis und Geduld und ein wunderschönes Zuhause im Pfarrhaus, zuerst in Wittenberg und jetzt in Durban. Wenn ich an die Aufgaben in der Gemeinde denke und dann zusätzlich jetzt auch die eines Bischofs, dann hilft es mir zu wissen, dass ich nicht allein bin und auch nicht gefragt bin, alles allein zu machen. Gott hat uns seine Nähe zugesagt und er beschenkt uns mit seinen Gaben. Da trösten und ermutigen mich immer wieder Leute mit der Erinnerung, dass meiner im Gebet gedacht wird. Dann gibt es den tüchtigen Kirchenvorstand, treue Gemeindeglieder, auch einen eifrigen Synodalausschuss und arbeitswillige Brüder im Amt. Natürlich muss ich meine Aufgaben erkennen, überlegen, was zu tun ist und es machen. Doch dann auch meine Grenzen erkennen. Ruhen. Abschalten. Was nicht geschafft wurde, kann noch werden.

Warum wolltest du Pastor werden?

Das ist eine gute Frage! Ich habe sie mir inzwischen auch schon oft gestellt (meine Kinder stellen auch manchmal diese Frage). Vielleicht wollte ich einfach meine Worte loswerden. Ich habe noch die Stimme meiner Oma im Ohr: „Helmut, du sprichst so viel, du wirst bestimmt ein Pastor werden“. Inzwischen habe ich gelernt, dass der Mund oder die Zunge wohl nicht das wichtigste Organ eines Pastors ist, sondern vielmehr das Ohr oder wie es Salomos Wunsch war „ein hörendes Herz“ (1. Könige 3,9 Elberfelder). Bewegt zum Studium hat mich das „teuer wertes Wort, dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen“ (1. Timotheus 1,15). Dieses Wort wollte ich gern anderen bringen – sowohl in der Kirche als auch außerhalb.

Im Mai auf der Synodalversammlung zu Lüneburg wurdest du zum Bischof der FELSISA gewählt und eingeführt. Was gehört zum Amt des Bischofs der Synode?

Da weise ich gern auf die Synodalordnung hin, die immer wieder sagt, dass der Bischof „zusammen mit…“ Aufgaben hat. Zusammen mit den geistlichen Gliedern im Ausschuss soll er Aufsicht über die Lehre wahrnehmen. Zusammen mit dem Synodalausschuss sollen die Aufgaben, die von der Synodalversammlung beschlossen wurden, ausgeführt werden. Zu diesem Amt gehören weiter so manche Versammlungen von Organisationen oder Kommissionen der FELSISA. Besuche der Pastoren, der Gemeinden, als auch offizielle Visitationen fallen unten die Amtshandlungen, so auch „zusammen mit dem Synodalausschuss“ die Verwaltung der Finanzen der FELSISA und andere administrative Aufgaben in Bereiche wie zum Beispiel den Pensionsfond oder Medical Aid. Auch Vertretung nach Außen soll wahrgenommen werden, Beziehungen mit anderen Kirchen. Und so manches Anderes und vieles mehr.

Hat die Zeit als stellvertretender Bischof geholfen, dich auf dein Amt als Bischof vorbereitet?

Auf alle Fälle. Sehr dankbar bin ich für diese Zeit und für die gute Leiterschaft von unserem Bischof Emeritus Dieter Reinstorf. Von seinem administrativen Talent konnte ich so manches abgucken und lernen und er hat viel Einblick in seiner Arbeit als Leiter gegeben. Oft hatten wir im Synodalausschuss seinen bevorstehenden Ruhestand im Blick und es wurde überlegt, wie wir die Arbeitslast des Bischofs verteilen oder zusätzliche Hilfskräfte einsetzen können.

Du hast vor kurzem das LLDP (Lutheran Leadership Development Program) abgeschlossen. Hat diese Fortbildung geholfen, dich auf dein Amt als Bischof vorzubereiten?

Ich werde über die nächsten Jahre wohl des Öfteren dankbar auf diese Fortbildung zurückblicken. So manches Mal wurde uns eingeschärft: „To lead is to learn“. Dankbar bin ich für den Inhalt der Fortbildung, für den guten Unterricht, aber auch für die guten Beziehungen zu Teilnehmern dieser Fortbildung, auch für die Kameradschaft untereinander. Ich hoffe, weiter auf solche Netzwerke bauen zu können, von Leitern anderer lutherische Kirchen zu lernen und mit ihnen zusammen arbeiten zu können.

Die FELSISA ist eine vergleichsweise kleine Kirche. Welche Rolle kann die FELSISA trotzdem auf der nationalen und internationalen Ebene spielen?

Die FELSISA ist tatsächlich klein und doch wurde ihr viel gegeben. Wir blicken auf inzwischen 130 Jahre Geschichte zurück, dürfen erkennen, welch Schätze Gott uns anvertraut hat. Möge Gott uns weiterhin gute Augen und Ohren, Liebe und Tatkraft schenken, dass wir erkennen, wo wir auf Not um uns herum eingehen, wo wir anderen helfen und wo wir von anderen lernen können. Möge er uns vor allem gute Zusammenarbeit mit der LCSA schenken. Auf internationale Ebene sind wir Teil vom ILC, können uns daher international einbringen und mit Hilfe und Unterstützung internationaler Schwesterkirchen rechnen. Durch die Mission of Lutheran Churchs (MLC) können wir weiterhin in vielen Bereichen der Mission tätig werden. Auch das Lutheran Theological Seminary in Tshwane (LTS) bietet eine fantastische Gelegenheit eine Rolle auf nationale und internationale Ebene zu spielen.

Wie bleibst du ruhig in emotionell hochgeladenen Situationen?

Ich denke, einmal ist es wichtig, solche Situationen immer zu erwarten, das heißt, mit emotionell hochgeladenen Situationen zu rechnen, besonders wo es um Dinge geht, die uns wichtig sind. Dann versuche ich mir immer eine gesunde Distanz zu schaffen. Dazu sind manchmal räumliche oder zeitliche Pausen konstruktiv. Oft hilft einfach auch nochmal nachfragen, bevor ich rede, mit Jakobus 1,19 stets im Ohr: „ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“.

Welche Zukunftsvision hast du für die FELSISA?

Eine Synode, die in unserem schönen Land gut Zuhause ist. Eine Synode, die den Schatz des Evangeliums kennt, den Trost der lutherischen Lehre schätzt und daher zuversichtlich mit diesem Schatz auf andere zugeht. Eine FELSISA, die hilft und einlädt und in ihre Mitte Willkommen heißt. Eine Synode, die aus Gemeinden besteht, die in ihre Nachbarschaft bekannt sind als Orte, wo das Licht Christi leuchtet.

Gibt es für dich einen Leitgedanken, z.B. einen Vers aus der Bibel, der dich bei deiner Arbeit begleitet?

Ein Satz begleitet mich schon lange, das ist dieser: „Niemand hat gesagt, es wird leicht sein!“ Das habe ich oft als Scherz gesagt und doch so manches Mal auch ernst gemeint. Leitgedanke aber wohl eher Psalm 31,9: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Eng wird es uns in Christus nicht, sondern in ihm sind wir frei, ist es uns weit und offen, sind wir gefüllt mit Liebe, Hoffnung, Weitblick und Zukunft. Neben diesem Wort habe ich oft das Wort der vergangenen Synode aus 1. Petrus 3,15 in Gedanken: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!“

Möge der Herr dich und unsere Synode durch sein Wort leiten und nach dem Reichtum seiner Gnade segnen.

Das Interview führte Pastor Andreas Albers, Our Saviour, Wartburg.

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