Nachruf: Lutz Kohrs

Nachruf: Ludolf (Lutz) Heinrich Kohrs (Lutz Kohrs)

Am 4. September 2018 ist Herr Lutz Kohrs im Kreise seiner Lieben im Hospital in Kapstadt nach einer Herzoperation verstorben. Mit diesem Nachruf möchte ich seinen Beitrag zur Kirchenmusik nicht nur in der FELSISA, sondern weit über dessen Grenzen hinaus, würdigen.

Ludolf (Lutz) Heinrich Kohrs wurde am 12. Dezember 1937 geboren und am 19. Dezember 1937 von Pastor Johannes Schnackenberg in der Gemeinde Wittenberg getauft. Er besuchte die Schule in Wittenberg, wo bereits sehr früh seine musikalische Begabung erkannt und gefördert wurde. Am 18. November 1951 wurde er in Wittenberg konfirmiert. Er erhielt den Konfirmationsspruch aus 1. Tim 6, 12: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen“. Nach dem Schulabschluss in Piet Retief studierte er Mathematik und Statistik an der Universität in Pretoria, mit dem B.Sc. Abschluss.

Anschließend reiste er nach Deutschland, um in Hamburg an der Kirchenmusikhochschule Musikwissenschaft, Chorleitung – unter Kurt Thomas – und Orgel zu studieren und zu erlernen. Er schloss dieses Studium mit dem Diplom ab und kehrte in 1966 nach Südafrika zurück. Er wurde an der Wartburg-Kirchdorf Hochschule als Lehrer angestellt, wo er vielen Schülern die Liebe zur Chormusik und zum Singen vermittelte. In dieser Zeit gründete er den „Chor der deutschen Kulturgemeinschaft in Natal“, und in der Adventszeit 1968 wurde das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zum ersten mal in Natal aufgeführt. Dieser Chor wurde später als „Nataler Bachchor“ umbenannt. Durch diesen Chor wurde der reiche Schatz der lutherischen Kirchenmusik über die Kirchengrenzen hinweg getragen.

Er wurde daraufhin als Dozent an der Musikfakultät der Universität in Pretoria angestellt, wo er den „Akademiechor“ gründete, der den Musikstudenten die Gelegenheit bieten sollte, sich in der Chorleitung auszubilden und Chorerfahrung zu sammeln. Es war erstaunlich wie viele Kommentare nach dem Tode von Lutz Kohrs von Seiten ehemaliger Studenten auf Facebook gemacht wurden über das, was sie bei ihm über Chorleitung und Chorpraxis gelernt haben und bis heute noch anwenden.

1980 ging er wieder nach Deutschland, um sich dort in der Musikpädagogik weiter zu bilden. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika wurde er wieder Lehrer in Wartburg.

In 1969 veranstaltet er in Zusammenarbeit mit Pastor E-A Albers die erste Chorleiterausbildung mit den Chorleitern in der FELSISA. Ich nenne kurz die Namen der Teilnehmer: Die Herren Gustav Lauterbach (Kirchdorf), Friedel Schröder (Uelzen), Arthur Engelbrecht und Louis Niebuhr (Lüneburg), Chris Johannes Sen. (Wittenberg), Friedel Johannes (Panbult), Herbert Lauterbach (Pretoria) und Lydia Lauterbach (Johannesburg). Diese Chorleiterausbildung und die Chorleitertagungen haben die Kirchenmusik in unserer Kirche erheblich vorangetrieben.

Am 6. Februar 1971 wurde der Verband der Kirchenchöre der FELSISA in Uelzen gegründet. In den Richtlinien, die der Verband bei seiner Gründung aufgestellt hat, macht der Verband es sich zur Aufgabe, „die Zusammenarbeit der einzelnen Chöre zu fördern“. Die Zusammenarbeit findet ihren wichtigsten Ausdruck in einem jährlichen „Fest der Kirchenchöre“ (Sängerfest). Diese Aufgabe konnte nun bereits 48 Jahre lang wahrgenommen werden. Die kirchenmusikalischen Impulse, die von den Sängerfestprogrammen in die einzelnen Gemeinden ausgegangen sind, haben den Musikhorizont und das Repertoire in der FELSISA entschieden geprägt und beeinflusst. Über die Sängerfeste wurden Motetten und Psalmvertonungen von u.a. Heinrich Schütz, Johann Pachelbel, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach fester Teil des Repertoires. Bläserkantaten, in denen das Zusammenwirken der Bläser- und Sängerchöre gefordert wird, haben über die Sängerfeste hinaus den Einsatz in Gemeindegottesdiensten gefunden. Der Choral, das Herzstück der evangelischen Kirchenmusik, wurde in den Sängerfestprogrammen in die Mitte gestellt, um dort wieder Dienerin am Wort des Herrn zu werden. Dieses ist alles Grund zur Dankbarkeit an den Herrn der Kirche. Er schenkt es immer wieder, dass Glieder der Kirchen ihre Zeit und ihr Können in Seinen Dienst stellen, damit durch die Kirchenmusik sein Wort verkündigt wird.

Nach fast 30jähriger Tätigkeit als Oberleiter des Kirchenchorverbands hat Lutz Kohrs 1999 sein Amt als Hauptleiter niedergelegt. Ich möchte an dieser Stelle meine Hochachtung und meinen Dank zum Ausdruck bringen für die Arbeit, die Lutz Kohrs im Kirchenchorverband und in der FELSISA geleistet hat. Als ausgebildeter Kirchenmusiker hat er den Verband in die umfangreichen Möglichkeiten der Kirchenmusik eingeführt und durch seinen Enthusiasmus und sein Können erheblich zur Förderung des Gotteslobs verholfen und beigetragen. Er hat Chorleiter herangebildet, die in ihren Chören diese Arbeit weiterführen konnten.

Wir wissen, welch tiefe Spuren Lutz Kohrs hinterlässt und danken dem Herrn für den Dienst, den er in unserer Kirche und unserem Land leisten durfte.

Manfred Johannes, Pretoria

 

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