Das Böse, das Leiden und die Schrift: Der Ursprung und Zweck des Corona-Virus Teil II

Manchmal machen Christen in guter Absicht die Aussage, dass Gott das Leiden nicht verursacht, sondern „zulässt“ oder „erlaubt“.

Damit ist Gottes „passiver Wille“ gemeint; dahinter steht die Annahme, dass Gott einige Dinge aktiv herbeiführt, andere hingegen toleriert, als ob sie außerhalb seines Willens lägen. Die Schrift liefert jedoch keinen Beweis für eine solch einseitige und eindeutige Unterscheidung zwischen Gottes „aktivem“ und „passivem“ Willen. Diese Unterscheidung ist auch logisch nicht kohärent. Wenn der Herr allmächtig, allgegenwärtig und allwissend ist – und er ist es –, dann ist alles, was in dieser Welt geschieht, seinem Willen unterworfen oder entspricht zumindest seinem Willen. Wenn er den Menschen erlaubt, Chaos anzurichten und großes Leid in dieser Welt zu verursachen, dann ist es widersprüchlich zu sagen, dass sie dies völlig unabhängig von Gottes Willen tun. Diese Unterscheidung ist weder gerechtfertigt noch hilfreich.

Könnte der allmächtige Gott nicht das Böse und das Leid verhindern? Er könnte es, und er tut es häufig. Aber nicht immer. Wie die zuvor erwähnten Bibelstellen (in Teil I, September Ausgabe der BLK, Red.) zeigen, sendet der Herr manchmal selbst Böses in Gestalt von Unglück und Leid. Wenn er dies tut, nimmt er das Leiden in den Dienst seiner Ziele in dieser Welt, die er nach seinem eigenen Rat lenkt und führt. Manchmal sendet er das Leiden als Folge menschlicher Sünde, manchmal sendet er es, um die Herzen seiner Kinder zu prüfen und zu reinigen, manchmal sendet er es, um die Menschheitsgeschichte in eine bestimmte Richtung zu lenken (Apg 17). Er tut dies alles nach seiner Weisheit und nach seinem guten und gnädigen Willen. Christen brauchen sich nicht für das Böse in der Welt zu entschuldigen oder zu versuchen, dem allmächtigen Gott seine Rolle in der Existenz des Bösen abzusprechen, indem sie von Gottes „passiven“ Willen sprechen. Gottes Wille ist ganz einfach das: Sein Wille.

Ursprung und Sinn des Corona-Virus

Gleichzeitig sind wir nicht dazu aufgerufen oder gar imstande, alle großen aktuellen Ereignisse der Weltgeschichte zu deuten, als wären wir scharfsinnige Richter über Gut und Böse und könnten mit absoluter Sicherheit sagen, was Ursache, Art oder Sinn jedes Übels ist. Wenn wir das machen, gehen wir über die Gewissheit und die Grenzen der Schrift hinaus und betreiben eine eigenständige Deutung der Weltereignisse. Wir können ja nachlesen, was Gott der Herr von Hiobs Ideen und Deutungen hielt. Wenn es um das Böse und das Leiden in dieser Welt geht, können wir nicht mit absoluter Gewissheit sprechen, sondern höchstens vorsichtig (und hoffentlich informiert) darüber spekulieren. Solche Spekulation ist aber nur sehr begrenzt hilfreich.

Wenn wir bestimmen wollen, ob Gott oder die Schöpfung selbst oder menschliche Sünde oder der Verfall der Schöpfung die unmittelbare Ursache des Corona-Virus ist, geraten wir in falsche Alternativen. Und wir tun das in einer Angelegenheit, in der wir nicht befugt sind, ein absolutes Urteil zu fällen, nicht zuletzt, weil wir sicherlich keinen Zugang zu allen für ein solches Urteil erforderlichen Informationen haben. Wer unter uns kann mit absoluter Sicherheit und aus erster Hand sagen, was das Virus hervorgerufen hat? Keiner. Nur auf der Grundlage klarer Aussagen in Gottes Wort können auch wir mit Gewissheit über etwas sprechen.

Wir halten uns daher am besten an das, was die Schrift über Gottes Absicht mit dem Bösen und über seine Zusicherungen an sein Volk aussagt, das mit dem Bösen in dieser Welt konfrontiert wird: Dass er will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1 Tim 2,4), dass seine Gegenwart in unserem Leiden bedeutet, dass wir weder Pest noch Seuche zu fürchten brauchen (Ps 91,3-6), dass die Liebe des Herrn ihn dazu bewegt, zu handeln, wie er es tut, dass sein Zorn nur einen Augenblick währt (Ps 30,5), dass er uns niemals verlassen oder verstoßen wird, dass nichts uns von der Liebe Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn, scheiden kann und dass alle Dinge – einschließlich des Corona-Virus – zu unserem Besten dienen (Röm 8,24-39).

All das oben Genannte dient uns Christen als Richtlinie in Bezug auf das, was wir über Gott und die Krise sagen oder nicht sagen können – bzw. woran wir uns gar nicht erst heranwagen sollten.

Die Schrift lenkt unseren Blick als Kirche auf den Herrn, der seine Absichten und Vorhaben herrlich hinausführen wird, ungeachtet dessen, was Übeltäter wie z.B. einige Regierungen auch versuchen mögen (Psalm 2). Das bedeutet, dass unsere Pastoren beim Predigen die Predigthörer ermutigen, in Hoffnung geduldig zu bleiben, damit wir umso offener für des Herrn Werk bleiben und damit sein Wille auch unter uns geschehe.

So fordert uns das Corona-Virus auf, den Nachdruck auf den Glauben, das Vertrauen auf Gott und seine Gnade und Zeitplanung zu legen. Aus ethischer Hinsicht dient das Corona-Virus uns zweifellos als Aufruf zur Umkehr (Lukas 13,1-5) – das Virus treibt uns zur Buße, damit wir die Vergebung Christi neu empfangen und unseren Glauben allein auf Christus setzen.

Die Krise eröffnet auch neue Gelegenheiten, unsere Nächsten zu lieben, sodass wir gegen die Versuchung ankämpfen, in erster Linie für uns selbst zu sorgen und dabei die Bedürfnisse anderer zu übersehen. Tatsächlich gibt es in unserem Land viele, die Not leiden aufgrund von Arbeitsplatzabbau, Gehaltskürzungen, Hunger oder Krankheit. Wenn wir in diesen Umständen gute Werke tun und dadurch unser Licht leuchten lassen, werden Menschen sie sehen und den Vater im Himmel preisen. Unter den jetzigen Umständen können solche guten Werke in vielen Lebensbereichen eine stark missionarische Auswirkung haben, von alltäglichen Liebesdiensten an unseren Mitmenschen über die Seelsorge oder den Trost bis hin zum Dienst als Arzt oder Krankenschwester an kranken Menschen.

Wenn die Medien Kirchen wegen des Auftretens einiger Christen in dieser Zeit schmähen (z.B. indem sie Gottesdienste für die Ausbreitung des Virus verantwortlich machen; aufdecken, wie Gemeinden aufgrund unterschiedlicher Einstellungen zur Krise unter sich streiten; aufzeigen, wie Kirchen sich in gewalttätige und bedauernswerte Erbschaftsstreitigkeiten verwickeln, während das Land leidet – das Fallbeispiel dafür liefern die jüngsten Gewaltakte unter Kirchengliedern in Zuurbekom/Modise), bietet sich uns die Gelegenheit, Rechenschaft über den Glauben abzulegen (1. Petrus 3,15). Und dies umso mehr, als die Krise Irrlehre aufdeckt und dabei deutlich wird, wie hohl und leer sie wirklich ist, insbesondere die der Gesundheits- und Wohlstandsbrigade.

Mehr denn je zuvor ist die feste Theologie des Kreuzes gefragt, um Wahrheit, wahren Trost und wahre Hoffnung zu bekennen und zu vermitteln, auf dass die Kirche die Freude am Herrn als ihre Stärke entdeckt und sich als streitende Kirche an ihrem Herrn erfreut in der festen Hoffnung, dass das Leid vorübergehen und die Kirche bald schon triumphierend mit Christus im neuen Himmel und auf der neuen Erde herrschen wird. Auf diese Weise verkünden wir nicht Furcht vor Krankheiten oder Unglück, sondern Furcht vor Gott dem Herrn, also Gottesfurcht (Mt 10,26-33), Ehrfurcht vor dem, der für uns sorgt.

Im Bewusstsein menschlicher Fehlbarkeit und Unfähigkeit, mit absoluter Gewissheit über Ursprung, Sinn und Zweck von Phänomenen in unserer Zeit und Welt zu sprechen, erfreuen wir, die wir getauft sind und glauben, uns an der Gewissheit der Schrift.

Pastor Dr. Karl E. Böhmer, Christusgemeinde Kirchdorf

(Aus dem Englischen übersetzt von Angelika Johannes, Panbult)

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