Rezension: Diebin des Herzens von Maria Albers

Stephanie Schulz, Kirchdorf

Als Maria mir das erste Mal erzählte, dass sie ein Buch geschrieben hat und es veröffentlicht wird, dachte ich mir, dass ich es unbedingt lesen muss – wie oft passiert es denn, dass man ein Buch von jemanden, den man persönlich kennt, lesen kann?

Erst als ich das Buch durchgelesen hatte, bemerkte ich jedoch, welch ein Glück es war, dass ich Diebin des Herzens tatsächlich lesen konnte, unabhängig davon, wer es geschrieben hat.

Rachel Baynes, eine Diebin im viktorianischen London, möchte unbedingt aus der Sherwood Gang aussteigen. Als Zeugin eines Raubmordes hat sie genug vom Leben als Verbrecherin gehabt und verlässt die Gang auf der Suche nach einem ehrlichen Leben. Leider führt diese Suche sie direkt zu dem Wohnort eines Polizisten, der nicht nur aus beruflichen, sondern auch aus persönlichen Gründen, alles daran setzt, die Diebesbande, und somit auch Rachel, zu finden und vor Gericht zu bringen.

Rachel muss als Dienstmädchen arbeiten, um nicht wieder in ihr altes Leben zurück zu fallen, aber die ständige Möglichkeit, erwischt zu werden, und die verwirrenden Gefühle für den Sergeant, machen es ihr nicht leicht. Kann sie ihre Vergangenheit wirklich hinter sich lassen? Oder werden William und die rachsüchtigen Glieder der Sherwood Gang dafür sorgen, dass sie ihr nicht entrinnt?

Diese Frage und der Kampf zwischen Rachels schlechtem Gewissen über die Vergangenheit und der gleichzeitigen Angst vor den Folgen ihrer Verbrechen zieht den Spannungsbogen durchs ganze Buch. Gerade wenn man glaubt, dass man die Antwort hat, oder weiß, was an dem Abend passierte, als Rachel floh, stellt die Autorin alles auf den Kopf. „Voraussagbar“ ist auf jeden Fall NICHT ein Wort, das man gebrauchen würde, diesen Roman zu bezeichnen.

„Beschreibend“ wäre eher genau richtig – und gleich vom ersten Kapitel an. Die lebhaften Erklärungen der Szenen lassen den Leser so fühlen, als wäre man mit den Charakteren im alten London und würde mit ihnen durch die unheimlichen Straßen schleichen. Die geheimnisvolle Atmosphäre, die geschildert wird, trägt zu der Spannung bei, sodass man das Buch einfach nicht hinlegen kann.

Die Geschichte der Protagonistin Rachel wird meisterhaft erzählt. Vergebung, Liebe, Freundschaft und Hoffnung kommen alle in ihren Beziehungen mit den anderen Charakteren zum Ausdruck. Die, die ihr zur Seite stehen, kriechen einem schnell ins Herz. Besonders Margaret brachte mich mit ihrer mütterlichen Weisheit oft zum Schmunzeln und William mit seiner ernsten Art, aber doch großem Herzen, gewann ich schnell lieb.

Obwohl einige „schwere“ Szenen im Buch zu finden sind, die Themen wie Vergewaltigung und Imstichlassen eines Kindes ansprechen, wirkt die Geschichte im Ganzen nicht zu schwer. Dafür sorgt die Autorin mit gutem Sinn für Humor und ironischen Aussagen. Die romantischen Szenen, die immer wieder vorkommen, tragen dazu bei, dass die Geschichte wohltuend bleibt.

Diebin des Herzens ist beim Verlag Francke-Buch in Deutschland im Januar 2024 erschienen und ist auf jeden Fall ein sehr empfehlenswerter Roman!

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