Ein Bericht von selk_news / Hinrich Brandt, gekürzt für die BLK
Vom 23. bis zum 27. August fand die Freizeit „5 Tage Weigersdorf“ statt, zu der Pastor Karl Böhmer (Kirchdorf) als Gastredner eingeladen wurde. Weigersdorf liegt zwischen Dresden und Görlitz, im Osten Deutschlands. Die 34 Teilnehmer beschäftigten sich mit dem Thema „Gerechtfertigte geben Rechenschaft über Hoffnung“. Pastor Böhmer hielt den Hauptvortrag in drei Teilen:
Im ersten Teil bearbeitete er das Thema unter der Überschrift „Die Heilige Schrift gibt Grund und Hoffnung“ unter der Fragestellung: „Wie geben Christus und Christen Rechenschaft?“ Ausgehend von dem Bibelvers 1. Petrus 3, 15 machte Böhmer deutlich, dass es bei dem Stichwort „Rechenschaft“ im Textzusammenhang um das „Rechenschaft geben vor Menschen“ handelt, der in den Bereich der Apologetik fällt. Hierbei gehe es um die denkerische Rechtfertigung des Glaubens, um Rede und Antwort auf mitunter kritische Anfragen. Bei solcher denkerischen Rechtfertigung des Glaubens gehe es, wie Böhmer anhand von biblischen Texten belegte, auch um Beweise bzw. Erweise göttlichen Handelns. Auch Jesus selbst habe Rechenschaft vor Menschen gegeben durch Beweise. Böhmer brachte diesen Gedanken nahe, indem er die Geschichte der Heilung des Gelähmten durch Jesus im Matthäusevangelium, Kapitel 9, Verse 1 bis 8 beleuchtete. Er ließ weitere biblische Texte folgen, die deutlich machen, dass der christliche Glaube auf rechenschaftsfähigen, geschichtlichen Tatsachen beruhe.
Im zweiten Teil behandelte Pastor Böhmer das Thema unter der Überschrift „Die Heilige Schrift ist Grund zur Hoffnung“ und stellte die Frage: „Kann der christliche Glaube widerlegt werden?“ Da es in der christlichen Apologetik um weit mehr als um Argumente für die Existenz Gottes gehe, könne man sie nicht ohne Gottes Wort betreiben, „weil allein der Heilige Geist Glauben schaffen kann und sich an das Wort Gottes gebunden hat.“ Die christliche Apologetik könne hierbei auf zweierlei Weise eine Rolle spielen: (1.) indem sie „unter Gebet als zielgerichtete, persönliche Verkündigung des Wortes Gottes verstanden und praktiziert wird“; (2.) „indem sie auf ein offenes Ohr für das Wort Gottes zielt, indem sie möglichst Hindernisse aus dem Weg räumt, die den Agnostiker oder Atheisten eventuell davon abhalten, sich dem Wort Gottes zu stellen und es auf sich einwirken zu lassen.“
Anschließend benannte Böhmer drei Einwände, denen man in der Apologetik oft begegne: „1: Die Bibel kann man nicht ernstnehmen – sie ist doch nur ein menschliches Werk wie jedes andere, das mit Fehlern, Vorurteilen und Wunschdenken behaftet ist. 2. Es geschehen keine Wunder, also können die Wunderberichte der Bibel nicht stimmen. 3. Das gilt besonders für die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ Kenntnisreich nahm Böhmer zu allen drei Einwänden Stellung und widerlegte rechenschaftsfähig alle drei Einwände.
Der dritte Teil stand unter den drei Stichworten: „Liebe, Macht und das Böse“ und wieder war es eine Frage, die sich am Ende in eine Aussage verwandelte: „Und dennoch Grund zur Hoffnung?“! In diesem Teil nahm Böhmer das Problem des Bösen unter die Lupe. Böhmer: „Das Problem des Bösen ist heute genauso aktuell wie vor 3.000 Jahren. Gott ist die Liebe; Gott ist allmächtig und es gibt nach wie vor das Böse. Gibt es denn irgendeinen Beweis, dass wir Gott trotzdem vertrauen können? Ich glaube, ja. Im Kern, im Herzen des christlichen Glaubens gibt es nicht nur eine Auferstehung, sondern auch ein Kreuz. Dem Atheisten oder Agnostiker, der dich zur Rechenschaft auffordert über die Hoffnung, die in dir ist – sage ihm: Hören Sie doch zumindest auf das, was der christliche Glaube tatsächlich lehrt und bekennt, bevor Sie es ablehnen! Der Christ glaubt, dass der Mann am Kreuz der menschgewordene Gott ist. Das ist eine steile Behauptung! Aber bleiben Sie noch eine Weile dran: Wenn das stimmt, wenn Jesus Christus tatsächlich Gott im Fleisch war, dann wirft das eine tiefsinnige Frage auf: Was macht Gott am Kreuz? Was hat Gott am Kreuz zu suchen?“
Zum Umgang mit dem Bösen sagte Böhmer zum einen: „Ich möchte dafür plädieren, dass wir aufhören, in unseren Gesprächen, in unserem Denken, in unserer Seelsorge, in unseren Predigten davon zu reden, dass Gott das Böse ,zulässt‘, um ihn in Schutz zu nehmen.“ Man müsse die Möglichkeit offenlassen, dass Gott mitunter selbst Zerstörung anrichte, wie die Schrift das bezeuge. Zum anderen erinnerte der Referent die Hörerschaft an die Klage und die Klagepsalmen: „Wir haben nicht nur die Gottesfurcht, sondern auch das Klagen verlernt. Gott will, dass wir uns in Freud und Leid an ihn wenden. Dazu gibt er uns die Klagepsalmen, legt uns die rechten Worte der rechten Klage über das Böse in den Mund und lädt uns ein, sie an ihn zu richten. Der rechte Umgang mit dem Leid ist die Klage. Nicht im Sinne des Jammerns und des Selbstmitleids. Sondern so, dass wir unser Leid an die richtige Adresse bringen. Mehr als ein Drittel der Psalmen sind Klagepsalmen!“
Zusammenfassend erinnerte Böhmer daran, dass Gott tatsächlich allmächtig sei, dass er die Menschen in Christus tatsächlich liebe und ihnen durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten Grund zur lebendigen Hoffnung geworden sei, über die Glaubende gern Rechenschaft ablegen wollen.
Neben den Hauptvorträgen gab es weitere Seminar-Einheiten, die sich mit den Themen „Jesus und das Geld – Beobachtungen aus den Evangelien“ (SELK-Pfarrer Johann Hillermann | Berlin) und „Biblische Zusammenhänge ausgehend von Lukas 24,1-49“ (Pfarrer Hinrich Brandt | Greifswald) befassten.
Wie jedes Jahr wurde die Freizeit durch Andachten bestimmt, die in Form der klassischen Tagzeitengebete gehalten wurden. Daneben gab es das Angebot zur Einzelbeichte, einen von Kantor Georg Mogwitz (Leipzig) und Teilnehmer Niklas Krüger (Berlin) und Organist Lukas Huber (Stuttgart) geleiteten und aus den Teilnehmenden gewonnenen Chor, aber auch Sport, Baden, Spielen, Zeit zum Ausruhen und für persönliche Gespräche.
Im kommenden Jahr ist „5 Tage Weigersdorf“ vom 21. bis zum 25. August geplant. Als Hauptredner konnte Dr. Jonathan Rehr (derzeit Vikar in der Salemsgemeinde Tarmstedt) gewonnen werden. Das Thema seiner Vorträge lautet: „Das Allerheiligste“.
Nähere Informationen zu der Arbeit und dem nächsten Treffen von „5 Tage Weigersdorf“ sind zu erhalten bei Pfarrer Hinrich Brandt (E-Mail: Greifswald@selk.de.)
Vollständiger Bericht
5 Tage Weigersdorf | 06.09.2023
Rechenschaft geben über Hoffnung
SELK-Beteiligung bei „5 Tage Weigersdorf“
Hohendubrau-Weigersdorf, 6.9.2023 – selk – Vom 23. bis zum 27. August fanden nach einer zweijährigen Pause erneut die im Bereich der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) beheimateten, von Interessierten organisierten und geleiteten „5 Tage Weigersdorf“ statt. Die 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich mit dem Thema „Gerechtfertigte geben Rechenschaft über Hoffnung“. Pastor Dr. Karl E. Böhmer, der von 2015 bis 2019 als Dozent am Lutheran Theological Seminary in Tshwane (Pretoria)/Südafrika im Bereich Kirchengeschichte und Mission tätig war und seit 2020 als Pfarrer der Freien Evangelisch-Lutherischen Synode in Südafrika (FELSISA) in der Gemeinde Kirchdorf in Wartburg seinen Dienst tut, hielt den Hauptvortrag in drei Teilen:
Im ersten Teil bearbeitete Böhmer das Thema unter der Überschrift „Die Heilige Schrift gibt Grund und Hoffnung“ unter der Fragestellung: „Wie geben Christus und Christen Rechenschaft?“ Ausgehend von dem Bibelvers 1. Petrusbrief, Kapitel 3, Vers 15 machte Böhmer deutlich, dass es bei dem Stichwort „Rechenschaft“ im Textzusammenhang um das „Rechenschaft geben vor Menschen“ handelt, der in den Bereich der Apologetik fällt. Hierbei gehe es um die denkerische Rechtfertigung des Glaubens, um Rede und Antwort auf mitunter kritische Anfragen. Bei solcher denkerischen Rechtfertigung des Glaubens gehe es, wie Böhmer anhand von biblischen Texten belegte, auch um Beweise bzw. Erweise göttlichen Handelns. Auch Jesus selbst habe Rechenschaft vor Menschen gegeben durch Beweise. Böhmer brachte diesen Gedanken nahe, indem er die Geschichte der Heilung des Gelähmten durch Jesus im Matthäusevangelium, Kapitel 9, Verse 1 bis 8 beleuchtete. Er ließ weitere biblische Texte folgen, die deutlich machen, dass der christliche Glaube auf rechenschaftsfähigen, geschichtlichen Tatsachen beruhe.
Im zweiten Teil behandelte Karl Böhmer das Thema unter der Überschrift „Die Heilige Schrift ist Grund zur Hoffnung“ und stellte die Frage: „Kann der christliche Glaube widerlegt werden?“ Da es in der christlichen Apologetik um weit mehr als um Argumente für die Existenz Gottes gehe, könne man sie nicht ohne Gottes Wort betreiben, „weil allein der Heilige Geist Glauben schaffen kann und sich an das Wort Gottes gebunden hat.“ Die christliche Apologetik könne hierbei auf zweierlei Weise eine Rolle spielen: (1.) indem sie „unter Gebet als zielgerichtete, persönliche Verkündigung des Wortes Gottes verstanden und praktiziert wird“; (2.) „indem sie auf ein offenes Ohr für das Wort Gottes zielt, indem sie möglichst Hindernisse aus dem Weg räumt, die den Agnostiker oder Atheisten eventuell davon abhalten, sich dem Wort Gottes zu stellen und es auf sich einwirken zu lassen.
Anschließend benannte Böhmer drei Einwände, denen man in der Apologetik oft begegne: „1: Die Bibel kann man nicht ernstnehmen – sie ist doch nur ein menschliches Werk wie jedes andere, das mit Fehlern, Vorurteilen und Wunschdenken behaftet ist. 2. Es geschehen keine Wunder, also können die Wunderberichte der Bibel nicht stimmen. 3. Das gilt besonders für die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ Kenntnisreich nahm Böhmer zu allen drei Einwänden Stellung und widerlegte rechenschaftsfähig alle drei Einwände.
Der dritte Teil stand unter den drei Stichworten: „Liebe, Macht und das Böse“ und wieder war es eine Frage, die sich am Ende in eine Aussage verwandelte: „Und dennoch Grund zur Hoffnung?“! In diesem Teil nahm Böhmer das Problem des Bösen differenziert und kenntnisreich unter die Lupe. Böhmer: „Das Problem des Bösen ist heute genauso aktuell wie vor 3.000 Jahren. Gott ist die Liebe; Gott ist allmächtig und es gibt nach wie vor das Böse. Gibt es denn irgendeinen Beweis, dass wir Gott trotzdem vertrauen können? Ich glaube, ja. Im Kern, im Herzen des christlichen Glaubens gibt es nicht nur eine Auferstehung, sondern auch ein Kreuz. Dem Atheisten oder Agnostiker, der dich zur Rechenschaft auffordert über die Hoffnung, die in dir ist – sage ihm: Hören Sie doch zumindest auf das, was der christliche Glaube tatsächlich lehrt und bekennt, bevor Sie es ablehnen! Der Christ glaubt, dass der Mann am Kreuz der menschgewordene Gott ist. Das ist eine steile Behauptung! Aber bleiben Sie noch eine Weile dran: Wenn das stimmt, wenn Jesus Christus tatsächlich Gott im Fleisch war, dann wirft das eine tiefsinnige Frage auf: Was macht Gott am Kreuz? Was hat Gott am Kreuz zu suchen?“
Zum Umgang mit dem Bösen sagte Böhmer zum einen: „Ich möchte dafür plädieren, dass wir aufhören, in unseren Gesprächen, in unserem Denken, in unserer Seelsorge, in unseren Predigten davon zu reden, dass Gott das Böse ,zulässt‘, um ihn in Schutz zu nehmen.“ Man müsse die Möglichkeit offenlassen, dass Gott mitunter selbst Zerstörung anrichte, wie die Schrift das bezeuge. Zum anderen erinnerte der Referent die Hörerschaft an die Klage und die Klagepsalmen: „Wir haben nicht nur die Gottesfurcht, sondern auch das Klagen verlernt. Gott will, dass wir uns in Freud und Leid an ihn wenden. Dazu gibt er uns die Klagepsalmen, legt uns die rechten Worte der rechten Klage über das Böse in den Mund und lädt uns ein, sie an ihn zu richten. Der rechte Umgang mit dem Leid ist die Klage. Nicht im Sinne des Jammerns und des Selbstmitleids. Sondern so, dass wir unser Leid an die richtige Adresse bringen. Mehr als ein Drittel der Psalmen sind Klagepsalmen!“
Zusammenfassend erinnerte Böhmer daran, dass Gott tatsächlich allmächtig sei, dass er die Menschen in Christus tatsächlich liebe und ihnen durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten Grund zur lebendigen Hoffnung geworden sei, über die Glaubende gern Rechenschaft ablegen wollen.
Neben den Hauptvorträgen gab es weitere Seminar-Einheiten, die sich mit den Themen „Jesus und das Geld – Beobachtungen aus den Evangelien“ (SELK-Pfarrer Johann Hillermann | Berlin) und „Biblische Zusammenhänge ausgehend von Lukas 24,1-49“ (Pfarrer Hinrich Brandt | Greifswald) befassten
Wie jedes Jahr wurde die Freizeit durch Andachten bestimmt, die in Form der klassischen Tagzeitengebete gehalten wurden. Daneben gab es das Angebot zur Einzelbeichte, einen von Kantor Georg Mogwitz (Leipzig) und Teilnehmer Niklas Krüger (Berlin) und Organist Lukas Huber (Stuttgart) geleiteten und aus den Teilnehmenden gewonnenen Chor, aber auch Sport, Baden, Spielen, Zeit zum Ausruhen und für persönliche Gespräche.
Im kommenden Jahr ist „5 Tage Weigersdorf“ vom 21. bis zum 25. August geplant. Als Hauptredner konnte Dr. Jonathan Rehr (derzeit Vikar in der Salemsgemeinde Tarmstedt) gewonnen werden. Das Thema seiner Vorträge lautet: „Das Allerheiligste“.
Nähere Informationen zu der Arbeit und dem nächsten Treffen von „5 Tage Weigersdorf“ sind zu erhalten bei Pfarrer Hinrich Brandt, Pestalozzistr. 2, 17489 Greifswald, Tel.: 03834 – 500 422, Mobilfunk: 01520 – 47 85 693; E-Mail: Greifswald@selk.de.
Zuvor ist die internationale englisch-sprachige Mutterveranstaltung „Corpus Christi“ vom 22. bis zum 26. Juli 2024 in Wittenberg geplant (nähere Informationen unter www.corpuschristi.eu).
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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