Interview mit Pastor Christian Tiedemann

Teil der Serie: Ehemalige FELSISA Pastoren im Ausland

Pastor Tiedemann, könntest du uns zu Beginn ein paar Worte zu deiner Person sagen?

Ich bin in Pongola an der Eswatini-Grenze und in Izotsha an der Südküste aufgewachsen. Dadurch bin ich dreisprachig groß geworden, Deutsch, Afrikaans und Englisch. Studiert habe ich einen Bachelor of Science – „Marine & Environmental Sciences“ – in Durban, habe dann Sprachen in Pretoria studiert und später Theologie in Oberursel und Göttingen, Deutschland. Am 2. Oktober 1998 habe ich meine liebe Frau Christa-Maria geheiratet, damals waren wir beide noch Studenten. Mein Vikariat (2 Jahre) habe ich in Greifswald beim jetzigen SELK Bischof Hans-Jörg Voigt gemacht und durfte dort auch mein Pfarrvikariat absolvieren (1 Jahr), weil meine Frau mit ihrem Medizinstudium noch nicht fertig war. Nach ihrem Abschluss sind wir dann nach Dirkiesdorp gezogen, wo wir drei Jahre waren. Schließlich war ich dann Pastor in der Our Saviour Gemeinde in Wartburg (7 Jahre) und habe eine Zeitlang auch in den Gemeinden der Zulu gedient (Pella u.a.). Ende 2014 sind wir dann in den Norden Deutschlands gezogen, wo ich in den Gemeinden Gistenbeck und Nateln dienen und im Bezirksbeirat des Bezirks Niedersachen-Ost mitwirken darf.

Nun seid ihr schon mittlerweile seit 9 Jahren in Deutschland – wie die Zeit fliegt! Wo wohnt ihr dort und wie geht es euch?

Wir wohnen in einer sehr schönen Gegend in Norddeutschland und zwar im Wendland. Weil die ehemalige Grenze zur DDR direkt vor unserer Haustür liegt, ist die Gegend ländlich und es gibt viel Natur. Wir fühlen uns hier sehr wohl, meine Frau hat eine gute Arbeit im Krankenhaus in Salzwedel bekommen, und ich darf Pastor in zwei Gemeinden sein. Uns geht es gut, wir haben uns „eingelebt“ und sind hier zu Hause.

Denkt ihr gern an eure Zeit in Südafrika zurück?

Ja, wir denken gerne an die schönen Jahre in Südafrika zurück. Wir sind nicht aus Südafrika weggegangen, weil es uns schlecht ging, sondern weil es für uns die „richtige“ Zeit zum Gehen war. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, und wir haben viel darüber gebetet und viel darüber gesprochen. Wir denken gerne an die Arbeit dort zurück, an Dirkiesdorp und an Wartburg. Wir mussten liebe Menschen, Familie und gute Freunde verlassen, was nicht einfach war. Südafrika ist und bleibt meine Heimat.

Inwiefern hat die enge Gemeinschaft zwischen der FELSISA und der SELK den Wechsel zwischen den Kirchen erleichtert?

Da ich mein Vikariat in Deutschland in der SELK gemacht habe, kannte ich die SELK schon sehr gut. Es war also gar kein Problem zu wechseln. Die Sprache war eher ein kleiner Stolperstein, weil ich gerne in Englisch gepredigt habe. Deutsch ist keine leichte Sprache.

Welcher Teil deines Berufes als Pastor bringt dir am meisten Freude?

Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen: Das Predigen. Ich freue mich, das Evangelium von Jesus Christus weitersagen zu dürfen.

Womit verbringst du am liebsten deine Freizeit?

Urlaub mit meiner Frau. Ich gehe aber auch Jagen, beobachte Vögel und fotografiere ganz gerne. Wir mögen es vor allem in der Natur. Lieblingsreiseziel ist Südafrika. Dann mache ich auch gerne Sport, im Augenblick entdecke ich das Tennis wieder, aber auch Fahrradfahren mit meiner Frau macht mir Spaß, sie hat ein E-Bike und ich muss noch auf altertümlicher Weise in die Pedale treten.

Gibt es besondere Herausforderungen, die dir als Pastor in Deutschland gestellt sind, im Gegensatz zu Südafrika?

Ja, keiner hat Zeit für irgendetwas in Deutschland. Es ist also nicht leicht, Termine zu machen. Außerdem brauchen die meisten Menschen in Europa anscheinend keinen Gott mehr (Entchristlichung und Wohlstand). In Südafrika war das anders. Die meisten Menschen sind „irgendwie“ gläubig. Da hatte man es eher mit Schwärmertum und Aberglaube zu tun.

Das Interview wurde von Pastor Andreas Albers, Our Saviour, Wartburg geführt.

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